Der für Hertha verheißungsvoll beginnende Spätnachmittag endete in einer Pleite: Auf den letzten Drücker führte Pizarro die Bremer mit seinem zweiten Treffer zum 2:1-Erfolg, gegen längere Zeit mit zwei Spielern in Unterzahl kämpfende Berliner.
Optimale Bedingungen: 21° C, Sonnenschein, volle Hütte und Werder, die beste Heimelf der noch jungen Saison, erwartete die Auswärts-Spezialisten aus Berlin. Es waren noch nicht einmal drei Minuten gespielt, da beschenkte sich die Hertha mit der zeitigen Führung, die ihrer Spielanlage eigentlich entgegen kommen sollte. Ramos ließ Wiese-Vertreter Mielitz, nachdem Raffael die Vorlage über rechts hereingab, aus knapp zehn Metern keine Abwehrchance. Allzu lange konnten die Gäste ihre gute Ausgangslage indes nicht genießen. Werder steckte den Rückstand unbeeindruckt weg und legte den Vorwärtsgang ein. Ein Kopfballaufsetzer Pizarros, bei dem Hertha-Keeper Kraft keine gute Figur machte, stellte in der 23. Minute den 1:1-Ausgleich her. Als einseitig konnte die Restspielzeit der ersten Hälfte zwar nicht bezeichnet werden, aber die Grünweißen übernahmen eindeutig die Spielführung. Zweimal verpasste der emsige Hunt die mögliche Bremer Führung, als er zunächst mit einem Freistoß an Kraft scheiterte und noch in der selben Minute einen Pfostentreffer anbrachte (34.). Herthas beste Möglichkeit resultierte aus einem Schuss von Raffael, den Wolf ins Toraus klärte (37.). Kurz vor der Pause hatte Arnautovic die Führung auf dem Schlappen, aus 18 Metern hämmerte der Österreicher das Spielgerät jedoch über den Querbalken.
Die spielerisch durchaus ansprechende Vorstellung der ersten Hälfte zerfaserte zunächst. Bremen drückte zwar, fand aber nicht so recht die Lücken. Und dann wurde es hektisch. Unsinnige Aktionen der Gästespieler Lell und Ramos, die bereits Gelb-verwarnt in die zweite Halbzeit gingen, änderten die numerischen Kräfteverhältnisse beträchtlich: Lell sah den gelbroten Karton, weil er mit einer gefährlichen Grätsche gegen Wolf zu Werke ging (57.) und Ramos folgte wenige Minuten später wegen Ballwegschlagens (64.). Erster Leidtragender dieser Aussetzer seiner Teamkollegen war der nach der Pause eingewechselte Ben-Hatira, der aus taktischen Gründen Lustenberger weichen musste. Dann begann die Zeit des großen Zitterns - allerdings nicht nur für die Berliner. „Wir haben das nicht clever gemacht“, bestätigte Klaus Allofs, dass Werder sich äußerst schwer tat, den dezimierten Gegner auszuspielen. Die Zeit verrann, ohne dass richtig gute Möglichkeiten entstanden. Zudem beschränkten sich die Berliner nicht nur darauf, sich im eigenen Sechzehner einzuigeln. In der 79. Minute landete Raffaels Schuss aus dem Bremer Strafraum nur deshalb nicht im Netz, weil Bargfrede ihn noch ablenken konnte. Werder-Coach Thomas Schaaf musste kurz darauf auf die Tribüne, vermutlich weil er die Schiedsrichterentscheidung kritisierte, die einem Treffer Pizarros wegen Foulspiels die Anerkennung versagte. Vier Minuten Nachspielzeit waren angezeigt - und genau die brauchte Werder, um den Heimsieg doch noch einzufahren. Der eingewechselte Rosenberg verlängerte einen Eckstoß des eingewechselten Marin zum unverwechselbaren Pizarro, dessen zweiter Kopfballtreffer entschied.
André Schulin
Ich bin dankbar, dass ich über dieses Tor noch reden darf.
— Lars Ricken, BVB-Tor-Held im CL-Finale von 1997.