Wieder konkurrenzfähig?

von Günther Jakobsen16:49 Uhr | 17.08.2007

Ein Klassenunterschied, mindestens, offenbarte sich im Viertelfinale des Ligapokals zwischen dem mit 4:1 erfolgreichen FC Bayern und Werder Bremen. Das überraschend schnell harmonisierende, personell hochfrisierte Bayernensemble (mit Toni, Ribery, Klose, Zé Roberto als prominenteste Neuzugänge) entwickelte all die Tugenden, für die die Bremer in den letzten Jahren gerühmt wurden: schnelles, kombinationssicheres Spiel, Variabilität, Offensivdrang und Torhunger. Die grün-weiße Torfabrik der Liga hatte genug damit zu tun, das eigene Tor zu verrammeln und den Schaden zu begrenzen. Das kurzfristig folgende, erneute Aufeinandertreffen der Nord-Süd-Rivalen wirft die Frage auf, ob das Leistungsgefälle zwischen den Kontrahenten mittlerweile wieder geschrumpft ist.

Lichtblick Sanogo
„Jeder Tag bringt uns weiter“, hatte Werder-Coach Thomas Schaaf ausweichend nach dem knappen 2:1-Sieg im CL-Qualifikationsspiel gegen Dinamo Zagreb auf die Frage entgegnet, ob seine Mannschaft den FC Bayern schlagen könne. Tatsächlich ist der Faktor Zeit zum wesentlichen Problem für die Bremer geworden: Zeit, die in der Saisonvorbereitung verloren ging durch eine umfangreiche Verletztenserie; fehlende Regenerationszeit der letztjährigen Spitzenkräfte Diego und Naldo aufgrund deren Teilnahme an der Copa America sowie Zeitknappheit für die Neuverpflichtungen Carlos Alberto und Dusko Tosic (verletzt), sich dem Mannschaftsgefüge anzupassen. Einzige positive Ausnahme im personellen Bereich ist Boubacar Sanogo, der sowohl in der Testphase wie auch in den ersten Pflichtspielen seine Torjägerpflichten erfüllte.

Der ein oder andere Pfiff
Die Treffer des Ivorers glätteten zunächst die Sorgenfalten vieler Fans, die nach dem unerbaulichen Weggang Miroslav Kloses um die Bremer Durchschlagskraft bangten: Aaron Hunt gesellte sich zu Ivan Klasnic auf die Langzeit-Verletztenliste, auch Hugo Almeida blieb in der Vorbereitung nicht ohne Blessuren und Ausfallzeit. Der im vergangenen Saisonendspurt groß auftrumpfende Markus Rosenberg (14 Spiele/8 Tore) fiel in ein beachtliches Leistungsloch; Jungspund Kevin Schindler steht erst am Anfang. So ist Werders Sturmformation bei Kloses erstem Gastspiel in Bremen nach seinem Wechsel zum FCB mit vielen Fragezeichen versehen - kaum aber die Reaktion der Fans auf den Ex-Liebling. „Es wird die einen oder anderen Pfiffe geben…“, weiß Klose. „Er ist für mich immer noch der beste deutsche Stürmer, da wäre die Unterstützung für unser Team der bessere Fan-Beitrag“, bringt Werder-Kapitän Frank Baumann eine Alternative für übermäßige Missfallensäußerungen von den Rängen ins Gespräch. Gemeinsam mit seinen defensiv ausgerichteten Teamkollegen versucht er zu verhindern, dass dem Abtrünnigen ausgerechnet in Bremen sein 100. Bundesligatreffer gelingt. 53 seiner bisherigen 99 Tore machte Klose für die Grün-Weißen.

Es wird knapp
Bremens Probleme waren jedoch mitnichten nur auf den Angriff beschränkt. Unübersehbar taten sich Löcher in der sonst so zuverlässigen Abwehr auf, stockte der Spielfluss im Mittelfeld, führte die Verunsicherung der einzelnen Akteure in allen Mannschaftsteilen zu unnötigen Ballverlusten. Erfolgserlebnisse beschleunigen die Gesundung in solchen misslichen Situationen, neben der Rückkehr von schwer zu ersetzenden Akteuren natürlich. Der 2:1-Sieg gegen Zagreb, so wackelig er auch war, hat Werder geholfen. Ob dieser Aufschwung aber ausreicht, den in überzeugender Manier auftretenden Bayern Paroli zu bieten, ist fraglich. Schließlich hat Thomas Schaaf nur zwei Tage Zeit gehabt, das neu gewonnene Selbstvertrauen mit der Mannschaft umzusetzen.

André Schulin



Aus Elversberg kamen doch mehr Fans als erwartet. Es waren zwölf.

— Kickers Offenbachs Geschäftsführer Michael Lüken nach dem Heimspiel gegen die SV Elversberg 2002/2003.