Afrikas große Hoffnung gewann auch im zweiten Spiel den Schönheitspreis und schied dennoch vorzeitig aus dem Turnier aus. Nach fulminantem Start wurde Holland etwas zu hochnäsig und hätte fast den Sieg noch aus der Hand gegeben. Doch die Ivorer nutzten ihre Chancen nicht.
Nach der Pleite gegen Argentinien hatten die Ivorer offensiv umgestellt, in der Abwehr aber blieben sie auch gegen Holland flatterhaft und ungestüm. Eine Flanke van Bommels machte erst Torwart Tizié gefährlich, indem er blindlings an der sicheren Beute vorbeisegelte. Er hatte Glück, dass van Nistelrooy an der falschen Stelle lauerte (6.). Doch es wurde besser mit den Afrikanern. Als die Anfangsnervosität abgeschüttelt war, sah man schon wieder Ansätze von Leichtfüßigkeit und technischer Finesse, auch wenn van der Sar beim ersten Torversuch noch nicht ins Schwitzen kam (16.); eine Minute später aber traf Yaya Toure schon einmal das Außennetz. Wie schon im ersten Spiel kam es dann recht unvermittelt zum Rückschlag. Unweit des Strafraums bekamen die Niederlande einen billigen Freistoß zugesprochen. Van Persie lief an und knallte die Kugel halbhoch in die linke Ecke, was Tizié eigentlich hätte verhindern sollen (23.). Holland war nicht haushoch überlegen, aber erheblich effektiver. Gerade hatte die Elfenbeinküste einen harmlosen Weitschuss abgelassen, da setzte sich Robben auf der anderen Seite durch und spitzelte im richtigen Moment zu van Nistelrooy, der durch einen Stellungsfehler völlig frei stand und ohne Probleme das 2:0 besorgte (28.). Für die Ivorer wurde der Rasen nun ein wenig zur Bühne. Aller Abwehrprobleme zum Trotz investierten die Afrikaner ihr ganzes Können in die Offensive und spielten spektakulären Fußball. Nach einer Granate von Zokora aus 20 Metern streckte sich van der Sar vergeblich, doch der Ball klatschte ans Lattenkreuz. Der nächste Schuss saß aber. Bakary Kone bekam den Ball gute 30 Meter vor dem Tor, zog pfeilschnell ans rechte Strafraumeck und hämmerte genau in den linken Giebel (38.) – es stand nur noch 2:1. Holland war plötzlich von einer gefährlichen Selbstgefälligkeit überkommen. Als Ooijer ohne jede Not den Ball verlor, flitzte Drogba gute 60 Meter über den Rasen und hätte nur noch auf Bakary Kone ablegen müssen, doch Mathijsen konnte ihn so eben noch daran hindern (43.). Die Oranjes hatten Glück, zur Pause überhaupt noch in Führung zu liegen.
Die Ungenauigkeit im Spiel beider Teams blieb erhalten, wodurch die Partie nicht an Kurzweiligkeit einbüßte. Der erste Angriff gehörte wieder den Holländern, Tiziè aber konnte van Persies Schuss aus spitzem Winkel entschärfen (49.). Überlegen waren jetzt aber die Ivorer, deren engmaschige und doch wuchtige Ballführung begeisterte, aber im Abschluss haperte es. Nach tollem Doppelpass mit Romaric kam Eboue zum Schuss, doch wieder steckte Mathijsen noch sein Bein dazwischen (55.). Auch Kones Direktschuss sorgte für Raunen, fand aber nichts ins Ziel (59.). Dass es dann ruhiger wurde, lag an der neuen Vorsicht im Spiel der Holländer, die jetzt seelenruhig auf Konter lauerten, welche sich auch prompt ergaben. Robben hätte nach 70 Minuten für die Vorentscheidung können, doch er schoss Tizié genau auf den Rumpf. Als Dindane dann auf der anderen Seite vergeben hatte, wurde Marco van Basten zum Hasenfuß und ersetzte van Nistelrooy durch den defensiven Lanzaat. Damit war die Richtung vorgegeben, doch der Druck der Ivorer fand meist sein Ende noch vor dem Strafraum oder bei van der Sar, der etwa einen Distanzschuss von Yapi Yapo zu meistern wusste (82.). Die große Schlussattacke blieb überraschend aus. Statt dessen versank die Elfenbeinküste in bitterer Enttäuschung und ließ die Niederländer ruhig zu Ende spielen. Auch eine Eckballserie überstand Holland ohne Not und zog damit vorzeitig ins Achtelfinale ein.
Maik Großmann
Wir werden es wie ein Hamster in seinem Rad immer wieder und wieder versuchen.
— Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner nach dem 2:2 gegen RB Leipzig auf die Frage, wann seine Mannschaft in der Saison 2020/2021 zum ersten Mal gegen ein Spitzenteam gewinnt.