Werder ließ sich im gefürchteten Ibrox-Park überhaupt nichts gefallen und kontrollierte Ball und Gegner sicher, bis das Spiel eine brutale Wendung nahm. Ausgerechnet Tim Wiese, zuletzt ein Kandidat für Jogi Löw, patzte rund um die Halbzeit zweimal schwer und schenkte Glasgow dadurch zwei Tore. Trotz schwacher Leistung siegten die Rangers komfortabel mit 2:0.
Das Spiel begann, wie die Bremer es erwartet hatten, nämlich mit impulsiven Schotten, die auf der Stelle zum Angriff bliesen: Ein krachiger Schuss aus 18 Metern zwang Tim Wiese sofort zu einer Glanzparade (1.). Von den Rangers aber war das dann soweit alles. Mit großem Respekt und erstaunlicher Ehrfurcht zogen die Gastgeber sich gleich wieder zurück und lauerten mit ihrer einzigen Spitze auf Konter. Wie schon in der letzten Runde gegen Athen schien ihr vorderstes Ziel, die eigene Null zu schützen. Werder somit sah über weite Strecken richtig gut aus, deckte im Mittelfeld messerscharf und war zumindest optisch hochüberlegen. Die Rolle des Spielgestalters anzunehmen gelang den Grün-Weißen allerdings nicht, da sich abseits von Diegos Zuständigkeit ein gewaltiger Graben auftat. Einzig Rosenberg brachte den Ball einmal aufs Tor (21.), ansonsten blieb alle Feldüberlegenheit brotlos. Da die Rangers nicht wollten und Werder nicht recht mochte, wurde aus dem erhofften heißen Tanz eine völlig langweilige Luftnummer, aufgepeppt einzig durch einige einzelne Standardsituationen. Das 0:0-Pausenremis schien somit beschlossen. Dann aber geschah das Undenkbare: Weit über 30 Meter vor dem Tor feuerte Glasgows Cousin einen Ball ab, der hoch und weit auf Tim Wiese zuflog und ihn trotzdem überrumpelte. Mit einer völlig vermurksten Faustabwehr federte er das Leder in die Luft, so dass es über seinen Kopf hinweg ins Netz flog (43.). Durch das unnötigste Gegentor der Welt lag Bremen zur Pause plötzlich hinten.
Auf diese Einladung hin gab Schottlands Rekordmeister nun doch endlich Gas - und düpierte Tim Wiese prompt ein zweites Mal. Zentral vor dem Tor legte Davis nach rechts zum Gabuner Cousin. Seinen weichen Schuss hielt Wiese nicht nur nicht fest, sondern klatschte ihn direkt in die Mitte, wo Davis zum Abstauben bereit stand und mühelos das 2:0 markierte (48.). Nun endgültig war das Spiel ein völlig anderes. Die Hanseaten mussten etwas tun und zwingend auf einen Auswärtstreffer spielen, verfügten aber längst nicht mehr über die Sicherheit des ersten Durchgangs und hatten ihren Gegner zudem selbst auch noch stark gemacht. Werder versuchte einen Mittelweg, verstärkte mit Almeida seinen Angriff, ohne aber halsbrecherisch offensiv zu werden. Gefährlicher als ein Not-Schuss von Jensen (74.), Bremens einzigem Torversuch des zweiten Abschnitts, blieben dabei noch Glasgows Konter. Nur ein weiterer schwerer Fehler aber konnte den Gästen zusätzlich schaden, und den beging noch kurz vor dem Abpfiff dann Naldo, als er Ferguson mit einer zu kurzen Kopfballrückgabe aufs eigene Tor zuschickte. Mit der langen Fußspitze reparierte der Brasilianer seinen Lapsus jedoch noch selbst und verhinderte immerhin ein schier aussichtsloses 0:3 (87.). Alleiniger Übeltäter blieb am Ende somit Wiese, der seine Mannschaft mit zwei Elfmeterparaden gegen Braga noch gerettet hatte und nun ganz allein für die Pleite gerade stand. Dass Werder nicht wenigstens auch einen Treffer erzielte, lag allerdings nicht in seiner Macht.
Maik Großmann
Und dann soll Sascha Mölders nach dem Spiel sich von einer Minute auf die andere hinstellen, Kommunionsanzug anziehen, Kerze in die Hand nehmen und dem lieben Gott danken, dass wir alle gesund sind?
— 1860-Trainer Michael Köllner über seinen Spieler Sascha Mölders und dessen Auseinandersetzung mit Max Welzmüller.