Wolfsburger Ansprüche

von Günther Jakobsen14:19 Uhr | 26.09.2003

Der VfL Wolfsburg hat einen guten Saisonstart hingelegt. Nach dem Duell mit dem anderen Werksklub, Bayer Leverkusen, könnte, bei Erfolg, ein Champions-League Platz als neues Zwischenhoch herausspringen. Gegen eine dauerhafte Platzierung in diesem Bereich spricht die löchrige Defensive.

Champions League als strategisches Ziel
Im Frühjahr 2002 sprach VW-Chef Dr. Bernd Pischetsrieder davon, dass die Champions-League das strategische Ziel des Volkswagen-gesponserten VfL Wolfsburg sein müsse. Diesem vom Hauptsponsor seinerzeit erstmals so offen formulierten Anspruch folgten Taten. So wurde im Dezember desselben Jahres die Inbetriebnahme des neuen Stadions, der Volkswagen-Arena (50-Prozent Kostenbeteiligung von VW), gefeiert. Zuvor hatten sich diejenigen in Wolfsburg durchgesetzt, die im langjährigen Coach Wolfgang Wolf nicht den geeigneten Übungsleiter für höhere Aufgaben sahen und einen international erfahrenen Mann forderten: Es kam Jürgen Röber. Und schließlich ging der VfL, nachdem schon in den Jahren zuvor bereits kräftig in die Mannschaft investiert wurde, mit der Neun-Millionen-Neuverpflichtung von Andrés D’Alessandro noch einmal finanziell ins Risiko.

Stärken in der Offensive
Ein Risiko, das sich auszuzahlen beginnt und sinnvoller erscheint, als das achtmonatige Effenberg-Intermezzo. D’Alessandro, der 22-jährige Spielmacher, wie Menseguez von Wolfsburgs argentinischem Partner-Klub River Plate Buenos Aires gekommen, findet zunehmend besser Bindung zum Spiel seiner neuen Mitspieler und passt perfekt in das von Coach Jürgen Röber bevorzugte Offensivkonzept. Im Angriff liegen, wie das Torverhältnis von 14:12 überdeutlich ausdrückt, auch die Stärken der Niedersachsen. Von D’Alessandros Zuspielen profitieren vor allem der dynamische Flügelflitzer Martin Petrov und Mittelstürmer Diego Klimowicz (bereits fünf Saisontreffer). Sie sind die herausragenden Solisten eines starken Offensivblocks, hinter dem mit dem derzeit verletzten Tomislav Maric noch ein Knipser in Wartestellung lauert. Die jüngst verpflichteten Baiano (beim Einstand zwei Treffer gegen Bayern) und Menseguez deuteten ihre Qualitäten ebenfalls an.

Röbers vorsichtiger Optimismus
Sorgen bereitet Jürgen Röber die nicht sattelfeste Abwehr, deren Aussetzer bisher durch die eigenen Torerfolge kompensiert werden konnten. So wirkte sich der Transfer von Torsteher Simon Jentzsch, als Nachfolger des zuverlässigen Claus Reitmaiers geholt, noch nicht Segen bringend aus. Aber auch diese Verpflichtung, mit Perspektiv-Charakter, ist in Kontext mit dem Ehrgeiz des VfL zu sehen, sich dauerhaft im oberen Tabellenbereich zu etablieren. Die Champions-League Träume mag Trainer Jürgen Röber aktuell (noch) nicht teilen. Für ihn ist, laut kicker-Interview, am Ende „Platz vier oder fünf“ drin. Aber auch das wäre schon ein Fortschritt - und keineswegs undenkbar.

André Schulin



Ich spiele weiterhin mit Risiko. Schließlich profitieren alle davon: Wir, das Publikum und auch der Gegner.

— Aad de Mos als Trainer von Werder Bremen