Bei dem Versuch, sich im vorderen Bereich des Klassenspiegels festzusetzen, entwickelte sich der VfL Wolfsburg zu einer echten Heimmacht. Umso ernüchternder ist die Auswärtsbilanz, die eine bessere Platzierung als Rang neun verhinderte.
Die großen Ambitionen des Werksklubs dokumentierte bereits die Liste der Neuzugänge, auf der unter anderem die aus Palermo gekommenen Weltmeister Andrea Barzagli und Cristian Zaccardo sowie Regisseur Zvjezdan Misimovic zu finden waren. Während die beiden Italiener mit einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, fand sich Misimovic in der neuen Umgebung sofort glänzend zurecht und sorgte im Auftaktspiel gegen Aufsteiger Köln für das 2:1-Siegtor. Insgesamt brachte es der ehemalige Nürnberger auf fünf Treffer und zehn Vorlagen und trug damit entscheidend dazu bei, dass Wolfsburg über eine der gefährlichsten Offensivabteilungen der Liga verfügt (35 Tore). Ein weiterer wichtiger Faktor war Stürmer Grafite, der sich im Vergleich zu seiner ersten Saison noch einmal steigern konnte und in elf Partien genauso viele Erfolgserlebnisse hatte. Dass der Brasilianer allerdings nur zwei Mal in fremden Stadien einnetzte, ist typisch für die eklatante Auswärtsschwäche der Magath-Truppe, die bei neun Anläufen keinen einzigen Dreier schaffte.
Die heimische Volkswagen Arena stellte hingegen eine nicht einzunehmende Festung dar: Mit Ausnahme der Frankfurter Eintracht, die am dritten Spieltag ein 2:2-Unentschieden erreichte, steckte der VfL sämtlichen Kontrahenten eine Niederlage ins Reisegepäck. Besonders beeindruckend waren die 3:0-Erfolge gegen Hamburg, Mönchengladbach und Cottbus, die von 4:1-Siegen über Bielefeld und Stuttgart noch einmal übertroffen wurden. Unter dem Strich stehen jedoch nur 26 Punkte und ein unbefriedigender neunter Platz, wobei die Wölfe bis zur abschließenden Pleite im Nordderby gegen Bremen noch auf Rang sechs zu finden waren. Mehr Konstanz bewies die Werkself bei ihrer ersten UEFA-Cup-Teilnahme seit neun Jahren. Nachdem sie in der ersten Runde Rapid Bukarest ausgeschaltet hatte, ließ sie in der Gruppenphase überraschend Milan, Braga, Portsmouth und Heerenveen hinter sich und zog als Tabellenerster in die K.o.-Runde ein, wo Paris St. Germain wartet. Zuvor kommt es aber im Achtelfinale des DFB-Pokals, das die Wolfsburger durch Pflichtsiege gegen Heidenheim (3:0) und Oberneuland (7:0) erreichten, zum Duell mit Zweitligist Rostock.
Christian Brackhagen
Wir müssen die Basis fundieren.
— Rainer Bonhof