Zwei Klubs auf gleicher Augenhöhe

von Günther Jakobsen11:55 Uhr | 26.03.2004

Mehrfach kam in Saison-Spätphasen der Begegnung VfB Stuttgart gegen Werder Bremen entscheidende Bedeutung im Titelkampf zu. Zum „Zünglein an der Waage“ dürfte der anstehende Vergleich diesmal nicht werden - zu weit sind die Bremer schon enteilt und zu viele Spiele danach noch zu bestreiten. Dennoch hängt für beide auch in dieser Phase enorm viel am Ausgang dieses Klassikers und sind Reminiszenzen an die Brisanz früherer Duelle allemal lohnend.

Auf gleicher Augenhöhe
Die Spielplangestalter des DFB setzten keine andere Paarung öfter ans Ende einer Bundesligasaison, als die der Stuttgarter gegen die Bremer: Sieben Mal fand dieses Nord-Süd-Duell am letzten Spieltag statt; sechs Mal davon auf schwäbischem Grund. Knapper Sieger dieses „Endspiel“-Zweikampfes: Der VfB Stuttgart mit 4:3 Siegen. Die Bundesliga-Gesamtbilanz sieht beide gleichauf. In den 75 bisher gespielten Vergleichen konnten beide Vereine jeweils 26 Mal gewinnen, 23 Partien endeten unentschieden.

Endspiele um den Titel
In der Saison 1983/84 bedeutete der 2:1-Auswärtserfolg des VfB Stuttgart im Weserstadion (33. Spieltag) den ersten Bundesligatitel für die Schwaben, die sich damit die entscheidenden zwei Zähler von Verfolger HSV lösten, der am letzten Spieltag - mit dem jetzigen VfB-Trainer Felix Magath als Mittelfeldregisseur - bei den Schwaben mit dem 1:0-Sieg zwar punktemäßig wieder gleichzog, aufgrund der Tordifferenz jedoch nur Vizemeister wurde. Der zweite, Meisterschaft entscheidende Schwabenstreich bescherte den Bremern, mit ihrem jetzigen Übungsleiter Thomas Schaaf in der Abwehrreihe, am letzten Spieltag der Saison 1985/86 im damaligen Neckarstadion eine der bittersten Stunden ihrer Vereinsgeschichte. Nahezu die komplette Spielzeit auf Platz eins, mussten sie nach der 1:2-Niederlage dem FC Bayern die Schale überlassen. Ein Deja-vu-Erlebnis drohte Werder in der Spielzeit 1992/93, als es am letzten Spieltag wieder einmal nach Stuttgart ging und erneut die Bayern, punktgleich, bereit standen. Diesmal setzten sich die Bremer im Schwabenländle jedoch mit 3:0 durch und feierten ihren zweiten Meistertitel.

Schwaben unter Druck
Am 9. Mai 1998 traf man sich erneut zum Saisonausklang in Stuttgart und damals ging es für beide um die UEFA-Cup-Qualifikation. Mit dem 1:0-Siegtreffer des Jugoslawen Kristijan Djordjevic löste der VfB als Tabellenvierter das Ticket fürs internationale Geschäft, Werder fiel auf Platz sieben zurück und musste den UI-Cup-Umweg nehmen. Einen Vergleich unter für beide Klubs so günstigen Vorzeichen wie derzeit, Werder als Tabellenführer und Stuttgart als Dritter, hat es in so fortgeschrittener Saisonphase noch nicht gegeben. Klar ist, der Druck liegt auf den Stuttgartern, die im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation dringend Siege brauchen. Werder hat dank seines komfortablen Vorsprungs (elf Punkte auf Bayern, 14 auf Stuttgart) Luft im Titelkampf. In der Hinserie konnte der VfB den Bremern alle drei Punkte abnehmen; ob das zu wiederholen ist, ist völlig offen. Immerhin gelang den Schwaben fünf Mal in der Vergangenheit ein doppelter Sieg über den Nordrivalen.

André Schulin



Schlechte Nachricht: Für das Spiel in Brügge reicht es leider nicht. Gute Nachricht: Für einen Muskelfaserriss bin ich zu langsam, am Samstag will ich wieder dabei sein.

— Christoph Kramer