Zwei Spiele - zwei Gesichter

von Günther Jakobsen15:03 Uhr | 15.08.2003

Nach den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison ziert der wohl meist-diskutierte Klub der letzten Spielzeit die Tabellenspitze: Bayer Leverkusen. Seinerzeit nahm der Absturz des ehemaligen Dreifach-Vize viel Raum in der Medien-Berichterstattung ein. Aktuell wird orakelt, wie stark das Augenthaler-Team in der laufenden Spielzeit tatsächlich einzuschätzen ist.

Glücklich in Frankfurt
Angesichts des 4:1-Erfolges über Freiburg wurde vielfach die Rückkehr zu alter Bayer-Herrlichkeit der Güteklasse 2001/02 beschworen, als die seinerzeit noch Toppmöller-motivierten Leverkusener zum dreimaligen Vize (Meisterschaft, Champions-League und DFB-Pokal) aufstiegen. Kombinationsfluss, Einsatzfreude und Treffsicherheit erinnerten an jene besseren Zeiten. Doch schon in der darauf folgenden Woche, beim Gastspiel in Frankfurt, folgte, mit fast der selben Elf (Schneider kam für Bierofka), der Rücksturz zur Erde. Immerhin, selbst dieses wenig erinnerungswürdige Spiel konnte, wenngleich auch nur äußerst glücklich durch ein Frankfurter Eigentor, gewonnen werden.

Was ist neu?
Bayers Transferpolitik ist mit dem Begriff „kontrollierte Defensive“ treffend definiert. Den lediglich drei Stammplatz-verdächtigen Neuerwerbungen, Teddy Lucic (AIK Solna), Ingo Hertzsch (HSV) und dem von Wolfsburg zurückgekehrten Robson Ponte, stehen die Abgänge von Zivkovic, Vranjes, Brdaric, Simak und Kirsten (Karriereende) gegenüber. Das unterstreicht eine Hinwendung zur sportlichen Konsolidierung.

Augenthaler gibt die Richtung vor
In die Außendarstellung des Klubs ist ebenfalls Normalität zurückgekehrt. Dies mag zum Teil daran liegen, dass die in den Krisenzeiten ständig präsenten Bayer-Offiziellen Reiner Calmund (Geschäftsführer) und Jürgen Kohler (Sportdirektor) dezent im Hintergrund wirken, während das Tagesgeschehen federführend von Trainer Klaus Augenthaler abgehandelt wird, der auch das Saisonziel - eine Platzierung zwischen Rang eins und neun - vorgab.

Hannover-Spiel als Standortbestimmung
Aus den Auftaktpartien auf Bayers Saison zu schließen, wäre Kaffeesatz-Leserei. Festzuhalten bleibt, die Werkskicker haben das attraktiv-erfolgreiche Fußballspielen nicht verlernt, sind jedoch keineswegs gegen „Rumpeln“ gefeit. Bayer-Coach Klaus Augenthaler kritisierte nach dem Frankfurt-Spiel: „Wir waren diesmal keine Einheit“ und monierte „Fehler in allen Mannschaftsteilen“. Aufschluss über die tatsächliche derzeitige Leistungsfähigkeit seiner Mannen erhofft er sich vom Spitzenspiel gegen den Überraschungs-Tabellendritten Hannover 96. „Da wird man sehen, wie weit wir sind“, meint Augenthaler. Das Wiedersehen mit den Ex-Leverkusenern Jan Simak und Thomas Brdaric verleiht dieser Begegnung zusätzliche Brisanz.

André Schulin



Heute bin ich der Chef. Heute wird guter Wein getrunken, Zigarre geraucht. Die Mannschaft darf auch mehr machen als sonst.

— Hertha-Coach Pal Dardai mit Zigarre in einer Schalte mit dem ZDF-Sportstudio