Zweite Runde - erster Trainer weg

von Günther Jakobsen12:20 Uhr | 09.09.2010

Norwegen, Schottland und Albanien sind unerwartete Tabellenführer ihrer jeweiligen Gruppen, was teilweise dem Umstand geschuldet ist, dass Ungleichheit bei den absolvierten Spielen besteht. Ein kurzer Überflug nach den ersten beiden Runden.

Bislang lief in Gruppe A alles wie erwartet. Die Favoriten, Deutschland und die Türkei, setzten sich mit jeweils zwei Erfolgen an die Spitze, Österreich wahrte mit dem 2:0-Heimsieg gegen Kasachstan seine Außerseiterchance und Belgien muss hoffen, dass es nach den schweren Auftakthürden aufwärts geht. Für Aserbaidschan und Kasachstan scheinen die beiden letzten Plätze reserviert.

In der Gruppe B stehen ebenfalls jene Teams vorn, die dort zu erwarten waren. Dass Russland sich allerdings auf eigenem Platz eine 0:1-Niederlage gegen die Slowakei einfing, dürfte Trainer Dick Advocaats Plansoll kaum entsprechen. Die Reihenfolge des Führungstrios ist deshalb unvorhergesehen. Irland (6 Zähler), mit den erwarteten Erfolgen in Armenien und gegen Andorra, führt die Gruppe vor den punktgleichen Slowaken und den Russen (3 Punkte) an.

Dem mehr als wackeligen 2:1-Auswärtserfolg bei den Esten ließen die Italiener in Florenz einen ungefährdeten 5:0-Heimsieg gegen die Färöer folgen, der von fünf verschiedenen Torschützen eingeholt wurde. Italiens neuer Coach Claudio Cesare Prandelli durfte sich somit der Tabellenführung der Gruppe C erfreuen - mit bereits einem leichten Punktvorteil vor dem mutmaßlich härtesten Rivalen. Die Serben, 2:0-Auswärtssieger bei den Färöern, kamen auf eigenem Platz mühevoll noch zu einem Punkt gegen die Slowenen. Zigic (86.) egalisierte spät die durch Novakovic vorgelegte Gästeführung (63.). Nordirland (ein Spiel weniger) und Estland folgen mit jeweils drei Zählern.

Nach jeweils zwei absolvierten Spielen steht kein Team der Gruppe D mehr mit weißer Weste da. Albanien (4 Zähler) steht punktgleich mit Weißrussland vorn im Klassement. Frankreich zeigte sich nach der Auftaktniederlage gegen Weißrussland erholt, wurde im Gastspiel bei Bosnien-Herzegowina zunehmend sicherer und gewann durch Treffer von Benzema (72.) und Malouda (78.) mit 2:0.

An San Marino tobten sich in der Gruppe E sowohl die Schweden (6:0) als auch die Niederländer (5:0) aus. Aufgrund ihrer besseren Tordifferenz übernahmen die Schweden, die zuvor Ungarn mit 2:0 geschlagen hatten, die Tabellenführung. Die „Elftal“ leistete sich im zweiten Spiel, gegen Finnland, einige Schrecksekunden, kam aber dennoch zu einem 2:1-Heimerfolg.

Die Hälfte der Begegnungen der Gruppe F endete unentschieden, kein Team konnte zwei Spiele gewinnen. Es blieb also noch eng, wenngleich mit Kroatien ein nicht unerwarteter Kandidat die Tabellenführung übernahm. Griechenland ermauerte sich in Zagreb eine 0:0-Punkteteilung und betrieb damit halbwegs Wiedergutmachung für das ernüchternde 1:1 gegen Georgien, wenige Tage zuvor auf eigenem Platz. Israel, wie Kroatien mit vier Zählern, deutete an, um die vorderen Plätze mitzuspielen.

Bulgariens Trainer Stanimir Stoilov wollte nicht mehr. Der 0:4-Klatsche in England folgte die deprimierende 0:1-Heimniederlage gegen Montenegro - und jener die Aufgabe des Coaches. Nach einem Nachfolger wird noch gefahndet. Die Überraschung in Gruppe G stellt indes der zwischenzeitliche zweite Platz der Montenegriner dar, die im ersten Spiel Wales bezwangen und nun gemeinsam mit England die Gruppe anführen. Allerdings kamen die Schweiz und Wales jeweils erst einmal zum Zug; das Tabellenbild täuscht deshalb etwas trügerisch eine Zweiklassengesellschaft vor. Nichts zu deuteln gab es am klaren 3:1-Auswärtssieg der „Three Lions“ bei den Eidgenossen.

Mit Norwegen als Oberhaupt der Gruppe H war zu diesem Zeitpunkt sicher nicht zu rechnen. Ein 2:1-Auswärtssieg in Island - na gut. Aber dann noch der 1:0-Triumph über Portugal, das verblüfft. Der schwankende Leistungslevel der Portugiesen, die erneut ohne den verletzten Ronaldo auskommen mussten, heizt die Spannung in dieser Gruppe, in der Zypern und Dänemark (jeweils erst ein Spiel) noch eine gewichtige Rolle spielen könnten, zusätzlich an.

Auch der Zwischenstand in Gruppe I ist zu diesem Zeitpunkt naturgemäß noch nicht aussagekräftig. Europa- und Weltmeister Spanien durfte erst einmal antreten; der 4:0-Erfolg in Liechtenstein ist nicht mehr als standesgemäß. Unangenehme Auswirkungen könnte hingegen Tschechiens 0:1-Ausrutscher gegen Litauen haben. Alles andere als Spaniens Gruppensieg erscheint unglaubwürdig, deshalb bleibt nur die Hoffnung auf Platz zwei. Tschechiens Heimniederlage wiegt deshalb doppelt schwer. Schottland (0:0 in Litauen, 2:1 gegen Liechtenstein) erfreut sich derweil der Tabellenführung.

André Schulin



Sepp Maier hat seinen Hund erschossen. Immer wenn er ihn gefragt hat, wer der beste Torwart in Deutschland sei, hat er gesagt `Kleff, Kleff`

— Wolfgang Kleff