Spieler, die sich ihr mögliches Leistungspotenzial nicht entlocken lassen, gab es schon immer. Manchmal als „schlampige Genies“ betitelt, hindern Selbstzufriedenheit, Starrsinn oder ein Hang zum leichten Leben derartige Fußballer daran, zu ganz Großen ihrer Zunft zu werden. Dass es auch anders geht, hat Claudio Pizarro bewiesen. Bei Dimitar Berbatov steht dieser Nachweis noch aus. Im Topspiel Bayern gegen Bayer sollen diese beiden für ihre Klubs auf Torjagd gehen.
Freiheiten für den Torerfolg
Ein Problem mit dem Toreschießen hatte Claudio Pizzaro (Jahrgang 1978) in der Bundesliga von Beginn an nicht. 29 Treffer erzielte er in seinen zwei Jahren bei Werder Bremen (1999-2001), 34 sind es mittlerweile im Dress des FC Bayern München. Das Image, den „angenehmen Seiten des Lebens“ in Form von regelmäßigen Discobesuchen nicht abgeneigt zu sein, störte in Bremen weiter nicht - schließlich traf „Pizza“ für die „Grün-Weißen“ ebenfalls regelmäßig. Auch dass er für Defensivarbeit nur begrenzt begeisterungsfähig war, stellte kein Problem dar. Das System der Bremer erlaubte den Spitzen Pizarro und Ailton etliche Freiheiten.
Neue Rolle akzeptiert
Mit dem Wechsel zu den Bayern änderte sich für den Kapitän der peruanischen Nationalelf einiges. Zunächst entfiel die Stammplatzgarantie und dann wurde er seiner Lieblingsposition im Sturmzentrum verlustig. Die neue Rolle hinter den Spitzen, mit viel mehr Laufarbeit verbunden, behagte Pizarro lange Zeit überhaupt nicht. Er fühlte sich falsch platziert, murrte und deutete einen möglichen Vereinswechsel an. Schließlich arrangierte er sich doch und biss sich in der neuen Position durch. Derzeit ist er Bayerns torgefährlichster Angreifer.
Schnell zufrieden
Dimitar Berbatov, Jahrgang 1981, ist bei Bayer Leverkusen so etwas wie ein gesetzter Teilzeitarbeiter. Von seinen 59 Bundesligaeinsätzen (zwölf Tore) spielte er lediglich elf Mal durch. Was zum Teil darauf zurück zu führen ist, dass der bulgarische Stürmer sich in Leverkusen starker Konkurrenz erwehren muss und aufgrund seiner Jugend langsam aufgebaut werden sollte. Nach dem Karriereende von Bayers Torjägerikone Ulf Kirsten anno 2002 hätte sich der Bulgare jedoch nach den Vorstellungen seines Arbeitgebers durchaus nachdrücklicher als Erstbesetzung im Sturm empfehlen können. Kirsten, von Berbatovs fußballerischen Qualitäten überzeugt, kritisierte dessen Phlegma: „Er macht ein gutes Spiel und fällt dann wieder in ein Loch, weil er denkt, er hätte ja schon eine ganze Menge erreicht“.
Treffsicher im Nationaltrikot
In Bulgarien jedenfalls gilt das auch, dort erfreut sich Berbatov großer Popularität und wurde zum „Fußballer des Jahres 2002“ gewählt. Seit seinem Nationalelf-Debüt im Oktober 2000, als er in der WM-Qualifikation gegen Dänemark traf, zählt Berbatov zu den Leistungsträgern Bulgariens. Seine fünf Treffer in der laufenden EM-Qualifikation trugen erheblich dazu bei, dass das Portugalticket der Balkan-Kicker bereits gesichert ist. In Leverkusen würde eine ähnlich tragende Rolle im Vereinstrikot ebenfalls gewürdigt werden.
André Schulin
Alle guten Fußballer bekommen Mädchen - ich habe auch zwei.
— Dettmar Cramer über Rolf Rüssmann, der Vater einer Tochter geworden war.