Zwischen Trainer- und Punktejagd

von Günther Jakobsen15:43 Uhr | 23.09.2011

Zwei Klubs auf Trainersuche. Die gern genutzte Phrase, dass im Fußball alles ganz schnell gehen könne, fand einerseits eine erwartbare Bestätigung - Michael Oenning musste aufgrund seiner sportlichen Bilanz mit der Entlassung beim HSV rechnen -, andererseits geschah etwas Unverhofftes: Ralf Rangnick zog aus gesundheitlichen Gründen die Notbremse und beendete sein Engagement beim FC Schalke.

Bei den Hamburgern füllt kurzzeitig Rodolfo Cardoso die Chefcoach-Position aus. Da ihm die A-Lizenz noch fehlt, wird der einstige Mittelfeld-Crack sich anschließend wieder dem Regionalligateam der Hanseaten zuwenden. Für den Gegner, den VfB Stuttgart, wird der Gast aus Hamburg in Sachen Aufstellung und Taktik dadurch etwas unberechenbarer. Möglicherweise kommt U23-Akteur Zhi Gin Lam zum Bundesligadebüt. Konkretes ließ sich Cardoso vorab nicht entlocken: „Das werden wir am Freitag sehen. Wenn ich das jetzt sagen würde, könnte ich Bruno Labbadia gleich anrufen und ihm die Taktik verraten.“

Auch beim FC Schalke wurde durch die Trainerdemission eine neue Baustelle eröffnet. „Wir müssen jetzt die beste Lösung finden und nicht die schnellste“, will Aufsichtsratschef Clemens Tönnies aber nichts überstürzen. Als ein möglicher Kandidat wurde u.a. der in DFB-Diensten stehende Hansi Flick genannt. Zum Pflichtspiel gegen den SC Freiburg dürfte indes noch der bisherige Co-Trainer Seppo Eichkorn die Leitung übernehmen. Borussia Dortmund hegt die Hoffnung, dass im Auswärtsspiel beim FSV Mainz Lucas Barrios sein Saisondebüt geben könnte. Auf jeden Fall stehen Götze und Kehl wieder zur Verfügung. Die 05er bangen noch um Allagui (Oberschenkelverhärtung). Beide Teams (jeweils sieben Zähler) laufen Gefahr, den Anschluss nach oben einzubüßen. Das gilt in höherem Maße noch für die Partie Wolfsburg gegen Kaiserslautern. „Dass Lakic dieses Mal auf unserer Seite ist und statt des roten das grüne Trikot trägt, gibt mir Hoffnung, dass wir dieses Mal das bessere Ende für uns beanspruchen“, bezieht sich Felix Magath auf den letzten Vergleich beider Teams, den die Lauterer - auch mit Hilfe eines Lakic-Treffers - mit 2:1 für sich entschieden.

Gladbach-Coach Lucien Favre versucht die Euphorie um den Überraschungsdritten zu bändigen, der von vielen bereits als Spitzenmannschaft gehandelt wird: „Das Wunder fand schon statt“, verweist Favre auf den knapp vermiedenen Abstieg der vergangenen Saison. Personell muss er gegen Nürnberg umbauen; der verletzte Brouwers wird durch Stranzl ersetzt. Münchens Trainer Jupp Heynckes kann aus dem Vollen schöpfen, wenn sein Ex-Verein Bayer Leverkusen zum Gastspiel in München antritt. Robben, Gomez, van Buyten und Gustavo deuteten im Training ihre Einsatzfähigkeit an. Ganz anders die Lage beim Gast. Neben etlichen angeschlagenen Spielern fehlen die gesperrten Kadlec und Schürrle, auch rangiert die Stimmung bei der Werkself nach der deftigen Heimpleite gegen Köln konträr zum Wohlgefühl des bayrischen Tabellenführers. Ein anderer bayerischer Klub, der FC Augsburg, benötigt zum Wohlfühlen zunächst einmal den ersten Dreier in der Bundesliga. Gegen Hannover 96 ist das gewiss keine leichte Aufgabe, dessen ist sich Jos Luhukay bewusst. „In einem Heimspiel spielen wir immer auf Sieg“, bleibt der Niederländer jedoch zuversichtlich.

Mit dem Auswärtssieg in Leverkusen konnte der 1. FC Köln seine bislang beste Leistung unter Stale Solbakken herzeigen. Aber auch die Gäste aus Hoffenheim riefen zuletzt unter ihrem neuen Übungsleiter eine überzeugende Vorstellung ab. „Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hinwollen“, will Holger Stanislawski sich jedoch nicht vom aktuellen Tabellenstand blenden lassen. Personelle Veränderungen muss er nicht notwendigerweise vornehmen, derweil Solbakken durch Geromels Verletzung zum Handeln gezwungen ist: „Das wird im sechsten Spiel die sechste Abwehr“. Abwehrprobleme ganz anderer Art hat Thomas Schaaf: Mit Prödl, Wolf und dem wieder genesenen Naldo bieten sich im einstigen Problembereich Innenverteidigung gleich drei Akteure an. Mielitz, der den gesperrten Wiese im Tor der Werderaner vertritt, kommt beim Spiel der Grünweißen gegen Hertha zu seinem zehnten Bundesligaeinsatz. Der frühere Werderaner Peter Niemeyer glaubt, dass dem passabel gestarteten Aufsteiger ein schweres Spiel bevorsteht: „Wir müssen in Bremen noch eine Schippe drauflegen.“



Wir waren früher härter - bei uns gab's keine Verletzungen, sondern nur glatte Brüche.

— Jürgen Friedrich