UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1958
Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1958 in Schweden stellte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des internationalen Fußballs nach dem Zweiten Weltkrieg dar. 27 UEFA-Mitgliedsverbände kämpften um 9 WM-Startplätze, wobei Schweden als Gastgeber automatisch qualifiziert war. Diese Qualifikation markierte die Wiederherstellung der internationalen Fußballbeziehungen in der Nachkriegszeit.
Format und Ablauf
Die UEFA-Qualifikation folgte einem klaren Format:
Gruppenphase
- Teilnehmer: 27 UEFA-Mitgliedsverbände
- Format: Neun Gruppen mit jeweils zwei bis vier Teams
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
- Zeitraum: Mai 1956 bis Januar 1958
- Qualifikation: Die neun Gruppensieger qualifizierten sich für die WM 1958
- Besonderheit: Einige Gruppen bestanden nur aus zwei Teams, wodurch diese Duelle direkt über die Qualifikation entschieden
Gruppenphase
Die Gruppen brachten folgende Ergebnisse:
Gruppe 1: Deutschland souverän
- Qualifikant: Deutschland (BR) (6 Punkte in 4 Spielen)
- Weitere Teams: Nordirland, Irland
Gruppe 2: Frankreich mit starker Offensive
- Qualifikant: Frankreich (12 Punkte in 6 Spielen)
- Weitere Teams: Belgien, Island
Gruppe 3: Tschechoslowakei im Direktduell
- Qualifikant: Tschechoslowakei (3 Punkte in 2 Spielen)
- Weitere Teams: Wales
Gruppe 4: England ohne Probleme
- Qualifikant: England (7 Punkte in 4 Spielen)
- Weitere Teams: Dänemark, Irland
Gruppe 5: Österreich überzeugend
- Qualifikant: Österreich (10 Punkte in 6 Spielen)
- Weitere Teams: Luxemburg, Niederlande
Gruppe 6: Sowjetunion feiert Premiere
- Qualifikant: Sowjetunion (7 Punkte in 4 Spielen)
- Weitere Teams: Polen, Finnland
Gruppe 7: Jugoslawien setzt sich durch
- Qualifikant: Jugoslawien (7 Punkte in 4 Spielen)
- Weitere Teams: Griechenland, Rumänien
Gruppe 8: Schottland erstmals dabei
- Qualifikant: Schottland (6 Punkte in 4 Spielen)
- Weitere Teams: Spanien, Schweiz
Gruppe 9: Ungarn nach dem Aufstand
- Qualifikant: Ungarn (4 Punkte in 2 Spielen)
- Weitere Teams: Bulgarien
Die qualifizierten Teams
Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 1958:
Automatisch qualifiziert
Direkt qualifiziert (Gruppensieger)
- Deutschland (BR) (dritte WM-Teilnahme)
- Frankreich (dritte WM-Teilnahme)
- Tschechoslowakei (zweite WM-Teilnahme)
- England (dritte WM-Teilnahme)
- Österreich (zweite WM-Teilnahme)
- Sowjetunion (erste WM-Teilnahme)
- Jugoslawien (zweite WM-Teilnahme)
- Schottland (erste WM-Teilnahme)
- Ungarn (vierte WM-Teilnahme)
Besondere Geschichten und Entwicklungen
Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Aspekte:
- Schottlands Premiere: Erste WM-Qualifikation für die Schotten
- Sowjetunions Debüt: Erste WM-Teilnahme für die Sowjetunion, die sich erst 1952 der FIFA angeschlossen hatte
- Ungarische Reorganisation: Nach dem Aufstand 1956 und dem Verlust vieler Stars gelang dennoch die Qualifikation
- Frankreichs Offensive: Überzeugende Qualifikation mit 17:5 Toren
- Wales' Nachrückung: Wales qualifizierte sich nachträglich, als der asiatisch-afrikanische Vertreter Israel keine Gegner fand
Historische Duelle
Einige Qualifikationsspiele erlangten besondere Bedeutung:
- Tschechoslowakei vs. Wales: Die Tschechoslowakei gewann zwar die Qualifikationsgruppe, doch Wales rückte später nach
- Schottland vs. Spanien: Schottlands 4:2-Sieg in Glasgow war entscheidend für die erste WM-Qualifikation
- Deutschland vs. Nordirland: Deutschlands 2:0 und 2:2 gegen ein starkes nordirisches Team
Enttäuschungen und Überraschungen
Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:
- Italien: Nach dem Trauma von Superga 1949 befand sich der italienische Fußball noch im Wiederaufbau
- Spanien: Trotz des Europapokalerfolgs von Real Madrid verpasste die Nationalmannschaft die Qualifikation
- Belgien: Knapp hinter Frankreich ausgeschieden
- Schweiz: In der starken Gruppe mit Schottland und Spanien nur Dritter
- Niederlande: Weiterhin ohne WM-Teilnahme
WM-Performance der europäischen Teams
Die europäischen Vertreter zeigten herausragende Leistungen bei der WM 1958:
- Schweden: Finalist (verlor gegen Brasilien)
- Frankreich, Deutschland (BR): Halbfinale
- Jugoslawien, Sowjetunion, Wales, Nordirland: Viertelfinale
- Tschechoslowakei, Österreich, Ungarn, England, Schottland: Gruppenphase
Mit dem zweiten Platz für Gastgeber Schweden, dem dritten Platz für Frankreich und dem vierten Platz für Deutschland dominierten europäische Teams das Turnier, wenn auch Brasilien mit dem 17-jährigen Pelé erstmals Weltmeister wurde.
Historischer Kontext
Die Qualifikation 1958 fand in einer bedeutenden Zeit statt:
- Nachkriegszeit: Europa befand sich noch im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
- Kalter Krieg: Die Teilung Europas spiegelte sich zunehmend im Fußball wider
- Ungarischer Aufstand: Die Nachwirkungen des Aufstands von 1956 beeinflussten den ungarischen Fußball
- Europacup-Beginn: Der 1955 eingeführte Europapokal der Landesmeister förderte den internationalen Vergleich
Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs
Die Qualifikation 1958 markierte wichtige Entwicklungen:
- Erweiterte Teilnahme: Mit der Sowjetunion und Schottland kamen neue Nationen hinzu
- Schweden als Gastgeber: Erste Austragung einer WM in Nordeuropa
- Neue Talente: Spieler wie Just Fontaine (Frankreich) und Pelé (Brasilien) betraten die Weltbühne
- Europas Stärke: Europäische Teams bestätigten ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Weltniveau
Die UEFA-Qualifikation zur WM 1958 zeigte einen europäischen Fußball im Wandel, mit neuen aufstrebenden Nationen und einer zunehmenden internationalen Vernetzung in der Nachkriegszeit.