UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1966
Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1966 in England war ein bedeutsamer Wettbewerb, bei dem 30 UEFA-Mitgliedsverbände um 9 WM-Startplätze konkurrierten. England als Gastgeber war automatisch qualifiziert und nicht Teil des Qualifikationsprozesses.
Format und Ablauf
Die UEFA-Qualifikation wurde in Gruppen ausgetragen:
Gruppenphase
- Teilnehmer: 30 UEFA-Mitgliedsverbände
- Format: Sieben Vierergruppen und zwei Dreiergruppen
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
- Zeitraum: 1964 bis 1965
- Qualifikation: Die neun Gruppensieger qualifizierten sich für die WM 1966
Gruppenentscheidungen
Die Gruppen brachten folgende Ergebnisse:
Gruppe 1: Westdeutschland dominiert
- Qualifikant: BR Deutschland (12 Punkte)
- Weitere Teams: Schweden (8), Zypern (4), Griechenland (0)
Gruppe 2: Schweiz vor Nordirland
- Qualifikant: Schweiz (7 Punkte)
- Weitere Teams: Nordirland (6), Niederlande (5), Albanien (2)
Gruppe 3: Frankreich unglücklich ausgeschieden
- Qualifikant: Sowjetunion (8 Punkte)
- Weitere Teams: Luxemburg (5), Frankreich (5), Jugoslawien (6)
- Besonderheit: Die Sowjetunion und Jugoslawien spielten ein Entscheidungsspiel, das die UdSSR mit 3:0 gewann
Gruppe 4: Portugal überrascht
- Qualifikant: Portugal (9 Punkte)
- Weitere Teams: Tschechoslowakei (9), Rumänien (6), Türkei (0)
- Besonderheit: Portugal und die Tschechoslowakei waren punktgleich; Portugal qualifizierte sich aufgrund des besseren Torverhältnisses
Gruppe 5: Ungarn dominant
- Qualifikant: Ungarn (10 Punkte)
- Weitere Teams: Österreich (8), DDR (6), Norwegen (0)
Gruppe 6: Italien setzt sich durch
- Qualifikant: Italien (7 Punkte)
- Weitere Teams: Polen (6), Finnland (5), Schottland (4)
Gruppe 7: Spanien dominiert
- Qualifikant: Spanien (11 Punkte)
- Weitere Teams: Irland (7), Syrien (2), Island (0)
- Besonderheit: Syrien, obwohl kein UEFA-Mitglied, nahm an der europäischen Qualifikation teil
Gruppe 8: Bulgarien überrascht
- Qualifikant: Bulgarien (8 Punkte)
- Weitere Teams: Belgien (6), Israel (4)
- Besonderheit: Israel nahm an der europäischen Qualifikation teil
Gruppe 9: Nordkorea nach Rückzug Südkoreas qualifiziert
- Qualifikant: Nordkorea (kampflos nach Rückzug aller anderen Teams)
- Ursprüngliche Gruppen: Australien und Südkorea zogen sich zurück, nachdem die FIFA entschied, die Spiele nach Kambodscha zu verlegen
Die qualifizierten Teams
Folgende europäische Teams (inklusive des asiatischen Nordkorea, das in der europäischen Qualifikation antrat) sicherten sich die Tickets für die WM 1966:
- BR Deutschland: Als Titelverteidiger mit souveräner Qualifikation
- Schweiz: Rückkehr nach der verpassten WM 1962
- Sowjetunion: Dritte WM-Teilnahme in Folge
- Portugal: Überraschende erste WM-Qualifikation
- Ungarn: Fünfte WM-Teilnahme
- Italien: Nach dem Debakel von 1958 und verpasster WM 1962 zurück
- Spanien: Dritte WM-Teilnahme
- Bulgarien: Zweite WM-Teilnahme
- Nordkorea: Sensationelle erste WM-Teilnahme (eigentlich ein asiatisches Team)
Besondere Geschichten und Überraschungen
Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Entwicklungen:
- Portugals Durchbruch: Erste WM-Qualifikation für das Team um Superstar Eusébio
- Nordkoreas umstrittene Qualifikation: Politisch beeinflusste Entscheidungen führten zur ersten WM-Teilnahme Nordkoreas
- Frankreichs Ausscheiden: Nach dem dritten Platz 1958 und Viertelfinale 1962 überraschend nicht qualifiziert
- Syrien in der UEFA-Qualifikation: Ungewöhnliche Teilnahme eines nicht-europäischen Teams
- Jugoslawiens Drama: Punktgleich mit der Sowjetunion, aber Ausscheiden nach Entscheidungsspiel
WM-Performance der qualifizierten Teams
Die qualifizierten Teams zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 1966:
- BR Deutschland: Finalist (1:4 n.V. gegen England)
- Portugal: Sensationeller dritter Platz bei der ersten WM-Teilnahme
- Sowjetunion: Vierter Platz
- Nordkorea: Überraschender Viertelfinaleinzug (nach 1:0-Sieg gegen Italien)
- Ungarn: Viertelfinale
- Spanien, Bulgarien, Schweiz, Italien: Gruppenphase
Die WM 1966 wurde vom Gastgeber England gewonnen, der die BR Deutschland im Finale mit 4:2 nach Verlängerung besiegte.
Historische Bedeutung
Die UEFA-Qualifikation 1966 hat eine besondere historische Bedeutung:
- Politischer Kontext: Kalter Krieg prägte die Auslosung und Gruppenzusammensetzung
- Nordkoreas Qualifikation: Zeigte die politischen Einflüsse auf den Fußball
- Portugals Aufstieg: Beginn einer goldenen Ära des portugiesischen Fußballs
- Frankreichs Abstieg: Nach den Erfolgen der späten 1950er Jahre ein Rückschritt
- Qualifikationsmodus: Direkte Gruppenqualifikation ohne Playoffs setzte Maßstäbe
Die UEFA-Qualifikation zur WM 1966 spiegelte die politischen Spannungen der 1960er Jahre wider und brachte mit Portugal und Nordkorea zwei Überraschungsteams hervor, die später bei der Endrunde für Furore sorgen sollten.