UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994

Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 1994 in den USA stellte einen wichtigen Meilenstein im europäischen Fußball dar. Nach den politischen Umwälzungen in Osteuropa nahmen erstmals zahlreiche neue unabhängige Staaten teil. 39 UEFA-Mitgliedsverbände kämpften um 13 WM-Startplätze in einem komplexen Qualifikationssystem.

Format und Ablauf

Die UEFA-Qualifikation folgte einem einfachen, aber intensiven Format:

Gruppenphase

  • Teilnehmer: 39 UEFA-Mitgliedsverbände
  • Format: Sechs Gruppen mit sechs Teams und drei Gruppen mit fünf Teams
  • Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
  • Zeitraum: April 1992 bis November 1993
  • Qualifikation: Die Gruppensieger und die beiden besten Gruppenzweiten qualifizierten sich direkt für die WM 1994
  • Playoff-Qualifikation: Die restlichen sechs Gruppenzweiten spielten in drei Playoffs um die letzten drei Plätze

Gruppenphase

Die Gruppen brachten folgende Ergebnisse:

Gruppe 1: Rumänien überrascht

  • Qualifikant: Rumänien (16 Punkte in 10 Spielen)
  • Playoff: Belgien (15 Punkte in 10 Spielen)
  • Weitere Teams: Tschechoslowakei, Wales, Zypern, Färöer Inseln

Gruppe 2: Schweden dominant

  • Qualifikant: Schweden (16 Punkte in 10 Spielen)
  • Playoff: Bulgarien (13 Punkte in 10 Spielen)
  • Weitere Teams: Frankreich, Österreich, Finnland, Israel

Gruppe 3: Spanien mit Mühe

  • Qualifikant: Spanien (11 Punkte in 8 Spielen)
  • Playoff: Irland (11 Punkte in 8 Spielen)
  • Weitere Teams: Dänemark, Nordirland, Lettland, Litauen

Gruppe 4: Italien ungeschlagen

  • Qualifikant: Italien (16 Punkte in 10 Spielen)
  • Playoff: Schweiz (15 Punkte in 10 Spielen)
  • Weitere Teams: Portugal, Schottland, Malta, Estland

Gruppe 5: Griechenland überrascht

  • Qualifikant: Griechenland (13 Punkte in 8 Spielen)
  • Playoff: Russland (12 Punkte in 8 Spielen)
  • Weitere Teams: Island, Ungarn, Luxemburg

Gruppe 6: England scheitert überraschend

  • Qualifikant: Niederlande (13 Punkte in 10 Spielen)
  • Playoff: Norwegen (13 Punkte in 10 Spielen)
  • Weitere Teams: England, Polen, Türkei, San Marino

Anmerkung: Englands Niederlage gegen die Niederlande und das späte Gegentor im Spiel gegen die Niederlande in Rotterdam sowie das überraschende Tor von San Marino nach 8 Sekunden im letzten Qualifikationsspiel gehören zu den dramatischsten Momenten der Qualifikation.

Gruppe 7: Deutschland problemlos

  • Qualifikant: Deutschland (11 Punkte in 6 Spielen)
  • Qualifikant: Bulgarien (8 Punkte in 6 Spielen) - als einer der besten Gruppenzweiten
  • Weitere Teams: Wales, Zypern, Färöer Inseln

Gruppe 8: Jugoslawien disqualifiziert

Aufgrund der UN-Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien wurde das Team während der Qualifikation disqualifiziert und seine Ergebnisse annulliert.

  • Qualifikant: Norwegen (direkt qualifiziert als einer der besten Gruppenzweiten)
  • Playoff: Kroatien
  • Weitere Teams: Jugoslawien (disqualifiziert), Slowenien, Zypern, Malta, Estland

Gruppe 9: Belgien setzt sich durch

  • Qualifikant: Belgien (9 Punkte in 6 Spielen)
  • Playoff: Rumänien
  • Weitere Teams: Tschechoslowakei, Färöer Inseln, Island

Playoff-Entscheidungen

Die Playoffs brachten folgende Ergebnisse:

  • Belgien vs. Rep. Irland: 2:0, 1:1 (Gesamtergebnis 3:1)
  • Bulgarien vs. Frankreich: 1:1, 2:1 (Gesamtergebnis 3:2)
  • Italien vs. Russland: 0:1, 2:1 (Gesamtergebnis 2:2, Italien aufgrund der Auswärtstorregel qualifiziert)

Die qualifizierten Teams

Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 1994:

Direkt qualifiziert (Gruppensieger und beste Gruppenzweite)

  • Rumänien
  • Schweden
  • Spanien
  • Italien
  • Griechenland
  • Niederlande
  • Deutschland (als Titelverteidiger)
  • Norwegen
  • Schweiz
  • Bulgarien

Über Playoffs qualifiziert

  • Belgien
  • Irland
  • Italien

Besondere Geschichten und Entwicklungen

Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Aspekte:

  • Jugoslawiens Disqualifikation: Aufgrund der UN-Sanktionen während des Balkankrieges
  • Neue unabhängige Staaten: Erste Qualifikationsteilnahme für Slowenien, Kroatien, Lettland, Estland, Litauen und andere nach dem Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens
  • Griechenlands Überraschung: Erstmalige WM-Qualifikation seit 1954
  • Englands Scheitern: Die Nichtqualifikation einer der traditionsreichsten Fußballnationen sorgte für einen Schock
  • Schweiz kehrt zurück: Erste WM-Teilnahme seit 1966

Enttäuschungen und Überraschungen

Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:

  • England: Dritter in der niederländischen Gruppe
  • Frankreich: In den Playoffs gegen Bulgarien ausgeschieden
  • Dänemark: Der amtierende Europameister verpasste die Qualifikation
  • Portugal: Dritter in der italienischen Gruppe
  • Tschechoslowakei: Letztes Qualifikationsturnier vor der Teilung in Tschechien und Slowakei

WM-Performance der europäischen Teams

Die europäischen Vertreter zeigten starke Leistungen bei der WM 1994:

  • Italien: Finalist (im Elfmeterschießen gegen Brasilien unterlegen)
  • Schweden: Dritter Platz
  • Bulgarien: Vierter Platz (sensationell bei ihrer ersten Qualifikation als unabhängiger Staat)
  • Deutschland, Spanien, Niederlande, Rumänien: Viertelfinale
  • Irland, Schweiz, Belgien, Norwegen: Achtelfinale
  • Griechenland, Russland: Gruppenphase

Mit vier europäischen Teams unter den letzten Acht und dem Finalisten Italien zeigte Europa trotz des Scheiterns traditionsreicher Teams wie England und Frankreich seine Stärke.

Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs

Die Qualifikation 1994 markierte wichtige Entwicklungen:

  • Osteuropas Neuordnung: Neue Staaten etablierten sich im internationalen Fußball
  • Bulgariens goldene Generation: Um Hristo Stoitchkov begann ihre erfolgreiche Ära
  • Skandinavischer Aufschwung: Schweden und Norwegen qualifizierten sich beide
  • Ende einer Ära: Letzte Qualifikation der wiedervereinigten deutschen Mannschaft als amtierender Weltmeister

Die UEFA-Qualifikation zur WM 1994 spiegelte die politischen Veränderungen in Europa wider und leitete eine neue Ära mit mehr Vielfalt und neuen Herausforderern ein.

Auf einen Blick

38

Teams

13.0

WM-Startplätze

182

Spiele insgesamt

500

Tore insgesamt

April 1992

Beginn

November 1993

Ende

Karte der Qualifikation

WM-Qualifikation: Europa - Teilnehmer
Für WM qualifiziert (24)

Höchste Siege

Mittwoch, 09.09.1992
Mittwoch, 22.09.1993
Mittwoch, 06.05.1992
Mittwoch, 17.11.1993
Mittwoch, 24.03.1993

Ich würde alle Schützen noch mal so auswählen. Den Einzigen, den ich wechseln würde, wäre Bono, den Torhüter des Gegners.

— Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique nach dem WM-Aus 2022 im Elfmeterschießen gegen Marokko und Torhüter Bono.