UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2002
Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea stellte eine besondere Herausforderung dar, da es die erste WM in Asien und die erste mit gemeinsamer Ausrichtung durch zwei Länder war. 50 UEFA-Mitgliedsverbände kämpften um 14,5 Startplätze - 13 direkte Qualifikanten und ein weiterer Platz, der über interkontinentale Playoffs gegen einen UEFA-Vertreter vergeben wurde.
Format und Ablauf
Die UEFA-Qualifikation umfasste zwei Phasen:
Gruppenphase
- Teilnehmer: 50 UEFA-Mitgliedsverbände
- Format: Neun Gruppen mit fünf oder sechs Teams
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
- Zeitraum: September 2000 bis Oktober 2001
- Qualifikation: Die neun Gruppensieger qualifizierten sich direkt für die WM 2002
- Playoff-Qualifikation: Die acht besten Gruppenzweiten erreichten die Playoffs, der schlechteste Gruppenzweite schied aus
Playoffs
- Teilnehmer: Die acht besten Gruppenzweiten
- Format: Vier Playoff-Paarungen
- Modus: Hin- und Rückspiel im November 2001
- Qualifikation: Die vier Sieger qualifizierten sich für die WM 2002
- Besonderheit: Der letzte Playoff-Sieger spielte zusätzlich gegen den Dritten der AFC-Qualifikation
Gruppenphase
Die Gruppenphase brachte folgende Ergebnisse:
Gruppe 1: Deutschland mit knapper Qualifikation
- Qualifikant: Deutschland (5 Siege, 2 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Playoff: England (5 Siege, 2 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Weitere Teams: Finnland, Griechenland, Albanien
Gruppe 2: Portugal souverän
- Qualifikant: Portugal (7 Siege, 3 Unentschieden)
- Playoff: Irland (6 Siege, 4 Unentschieden)
- Weitere Teams: Niederlande, Estland, Zypern, Andorra
Gruppe 3: Dänemark überraschend vor Tschechien
- Qualifikant: Dänemark (6 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Tschechien (5 Siege, 3 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Weitere Teams: Bulgarien, Island, Nordirland, Malta
Gruppe 4: Schweden setzt sich durch
- Qualifikant: Schweden (7 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Türkei (6 Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen)
- Weitere Teams: Slowakei, Mazedonien, Moldawien, Aserbaidschan
Gruppe 5: Polen überrascht
- Qualifikant: Polen (6 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Playoff: Ukraine (5 Siege, 3 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Weitere Teams: Belarus, Norwegen, Wales, Armenien
Gruppe 6: Kroatien setzt sich durch
- Qualifikant: Kroatien (6 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Belgien (6 Siege, 1 Unentschieden, 3 Niederlagen)
- Weitere Teams: Schottland, Lettland, San Marino
Gruppe 7: Spanien souverän
- Qualifikant: Spanien (6 Siege, 2 Unentschieden)
- Playoff: Österreich (4 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Weitere Teams: Israel, Bosnien-Herzegowina, Liechtenstein
Gruppe 8: Italien ungeschlagen
- Qualifikant: Italien (6 Siege, 2 Unentschieden)
- Playoff: Rumänien (4 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Weitere Teams: Ungarn, Georgien, Litauen
Gruppe 9: Russland vor Slowenien
- Qualifikant: Russland (7 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Slowenien (6 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Weitere Teams: Jugoslawien, Schweiz, Färöer Inseln, Luxemburg
Playoff-Entscheidungen
Die Playoffs brachten folgende Ergebnisse:
- Belgien vs. Tschechien: 1:0, 1:0 (Gesamtergebnis 2:0)
- Türkei vs. Österreich: 1:0, 5:0 (Gesamtergebnis 6:0)
- Deutschland vs. Ukraine: 1:1, 4:1 (Gesamtergebnis 5:2)
- Slowenien vs. Rumänien: 2:1, 1:1 (Gesamtergebnis 3:2)
Anmerkung: Bei England vs. Griechenland wurde kein Playoff durchgeführt, da England sich direkt qualifizierte.
Interkontinentales Playoff
- Irland vs. Iran (AFC): 2:0, 0:1 (Gesamtergebnis 2:1)
Damit qualifizierte sich Irland als 15. europäisches Team für die WM 2002.
Die qualifizierten Teams
Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 2002:
Direkt qualifiziert (Gruppensieger)
- Deutschland
- Portugal
- Dänemark
- Schweden
- Polen
- Kroatien
- Spanien
- Italien
- Russland
Über Playoffs qualifiziert
- England
- Belgien
- Türkei
- Slowenien
- Irland (nach interkontinentalem Playoff gegen Iran)
Besondere Geschichten und Entwicklungen
Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Aspekte:
- Deutschlands knappe Qualifikation: Erst durch ein dramatisches 5:1 gegen England in Manchester wendete sich das Blatt in der Gruppe
- Polens Überraschung: Qualifikation für die erste WM seit 1986
- David Beckhams Freistoß: In der Nachspielzeit gegen Griechenland sicherte sein legendärer Freistoß England die direkte Qualifikation
- Sloweniens zweite WM in Folge: Erneuter Erfolg in den Playoffs, diesmal gegen Rumänien
- Jugoslawiens überraschendes Scheitern: Trotz starkem Kader nur Dritter in der Gruppe hinter Russland und Slowenien
Enttäuschungen und Überraschungen
Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:
- Niederlande: Dritter in der Gruppe hinter Portugal und Irland, verpasste erstmals seit 1986 eine WM
- Jugoslawien: Dritter in seiner Gruppe, knappe Niederlagen gegen Russland und Slowenien
- Norwegen: Trotz erfolgreicher Teilnahmen 1994 und 1998 diesmal gescheitert
- Tschechien: In den Playoffs gegen Belgien ausgeschieden
- Rumänien: In den Playoffs gegen Slowenien ausgeschieden
WM-Performance der europäischen Teams
Die europäischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 2002:
- Deutschland: Finalist (0:2 gegen Brasilien)
- Türkei: Dritter Platz (überraschend)
- England, Spanien, Irland: Achtelfinale
- Italien, Schweden, Belgien, Dänemark: Achtelfinale
- Kroatien, Russland, Polen, Portugal, Slowenien: Gruppenphase
Besonders enttäuschend war das frühe Ausscheiden von Frankreich als Titelverteidiger ohne ein einziges Tor.
Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs
Die Qualifikation 2002 markierte wichtige Entwicklungen:
- Türkeis Aufstieg: Nach der Qualifikation folgte der sensationelle dritte Platz bei der Endrunde
- Italiens Fehlstart: Trotz souveräner Qualifikation folgte ein enttäuschendes Turnier mit dem Aus gegen Südkorea
- Deutsche Renaissance: Nach dem EM 2000-Desaster wichtiger Schritt zurück zur Weltspitze
- Niederländische Krise: Das Verpassen der WM führte zu einem Umdenken im niederländischen Fußball
Die UEFA-Qualifikation zur WM 2002 markierte den Beginn einer zunehmenden Globalisierung des Fußballs, da die WM erstmals in Asien stattfand, was für die europäischen Teams besondere logistische und klimatische Herausforderungen mit sich brachte.