
Schoss das Siegtor kurz vor Schluss: Andrés Iniesta
Schoss das Siegtor kurz vor Schluss: Andrés Iniesta
In einem dramatischen, aber auch von vielen Fouls geprägten WM-Finale erlöste Iniesta in der Verlängerung das spanische Team, das letztlich verdient den Titel 2010 in Südafrika gewann. Die Niederlande hatte auch einige Chancen auf den Sieg, scheiterte aber am starken iberischen Schlussmann Casillas.
Erwartungsgemäß verlagerte sich das Spiel bereits in den ersten fünf Minuten immer mehr in die Spielhälfte der Elftal und nach einer Xavi-Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld musste sich Torwart Stekelenburg nach einem Kopfball strecken, um den Einschlag zu verhindern (5.). Nach einem Stockfehler von Busquets musste aber auch Keeper Casillas einen Kuyt-Schuss aus knapp 20 Metern meistern (8.). Kurz hintereinander musste auf der Gegenseite Heitinga zur Ecke klären (11.) und Villas Volley landete am Außennetz (12.). Spaniens typische Dominanz inklusive vergebener Torchancen prägten die Partie also bereits in der ersten Viertelstunde, während die Holländer aggressiv verteidigten, aber kaum in die Offensive gelangten. Einzig ein Distanz-Freistoß von Snijder landete in den Armen Casillas’ (18.). Das Spiel war härter geworden, denn bis zur 23. Minute zog Schiri Webb zu Recht vier Mal den gelben Karton, doch die Niederlande hielt mit ihrem immensen Einsatz die Spanier nun schon zehn Minuten von ihrem 16er fern. Durch die beidseitig intensiv geführten Zweikämpfe zwischen den Strafräumen litt der Spielfluss auch im weiteren Verlauf deutlich. De Jong hatte mit einem Kung-Fu-Tritt sogar Glück, dass er weiterspielen durfte (28., Gelbe Karte). Das Niveau der Partie war nach über einer halben Stunde an seinem Tiefpunkt angekommen, fand ohne Raumgewinn nur noch im Mittelfeld statt. In der 37. Minute säbelte Mathijsen zudem aussichtsreich über den Ball und Pedro zielte per Fernschuss um Meter am anderen Tor vorbei (38.). Holland zerstörte zwar das spanische Spiel mit Haken und Ösen, kam aber selbst auch nicht zur Entfaltung. Xabi Alonsos verzweifelter Freistoß aus über 40 Metern (44., einige Meter vorbei) sprach Bände. Nach Robbens bester Aktion (in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs) – Casillas lenkte seinen Schuss zur Ecke, die nichts einbrachte – ging es in die Katakomben. Bis dahin sah man eine wirre Partie mit vielen, auch hässlichen Fouls.
Wie zu Beginn drückten die Spanier nach dem Anpfiff. Puyols Kopfball nach einer Ecke und Villas Tritt über die unverhoffte Vorlage waren das erste Resultat der Bemühungen (48.). Im Gegenzug schoss van der Wiele aus spitzem Winkel weit am linken Pfosten vorbei. Auch Robben probierte es von rechts mit links (52., Casillas war zur Stelle). Das Spiel lief endlich flüssiger und Xavi zirkelte aus halbrechter Position einen Freistoß knapp über den rechten Giebel (55.), doch zwei Karten für van Bronckhorst und Heitinga unterstrichen die wieder aufkommenden Härten. Plötzlich aber stieß Robben mit einem Pass von Snijder zentral durch, doch Casillas klärte toll die Eins-gegen-eins-Situation per Fußabwehr (62.). Temporeich ging es danach intensiv hin und her, bis Villa (70.) frei vorm Tor an Heitinga scheiterte, der zuvor über den Ball geschlagen hatte. Der Torjäger lupfte auch vier Minuten später einen Freistoß von links übers Tor und semmelte eine Direktabnahme (76.) weit drüber, wurde dann von van der Wiele am Torschuss gehindert (77.). Den Eckball köpfte Ramos völlig frei über den Kasten. Die Iberer hatten also längst die Schlagzahl erhöht, drängten die Elftal weit zurück, die jedoch verbissen mit Mann und Maus verteidigte und mit Robben wieder konterte, doch erneut war bei Casillas Endstation (83.). Beide Teams kamen in der regulären Spielzeit plus der drei Minuten Nachspielzeit trotz intensiver Versuche nicht mehr gefährlich vors gegnerische Tor, so dass es in die Verlängerung ging.
Die erste Riesenchance in der Verlängerung hatte Fabregas (95., scheiterte an Stekelenburg), gefolgt von einem Mathijsen-Kopfball (95., drüber). Auch Iniesta zögerte vier Minuten später zu lange, wurde letztlich abgedrängt und Navas traf nur das Außennetz (101.), während Fabregas rechts vorbei schoss (104.). Spanien war weiterhin leicht überlegen, während die Elftal eifrig konterte, somit suchte auch jede Mannschaft auf ihre Art den Weg nach vorn. In der 109. Minute foulte Heitinga Iniesta beim Durchbruch und sah gelb-rot. Den Freistoß schoss Xavi über die Querlatte, genauso wie Navas eine Minute später aus der zweiten Reihe – nur weitaus höher. Gegenüber wurde Schneijders Freistoß ins Toraus abgefälscht (115., ohne nachfolgende Ecke). Dann aber zirkelte Fabregas die Kugel auf den halbrechts im 16er postierten, vor allem in der Schlussphase besonders überragenden Iniesta, der kaltblütig ins linke Eck einschoss (116.). Die letzten sieben Minuten inklusive Nachspielzeit brachte der Europameister noch über die Zeit und durfte erstmals den WM-Titel für Spanien in Empfang nehmen.
Ulrich Merk