
Sein strammer Kopfball entschied: Carles Puyol
Sein strammer Kopfball entschied: Carles Puyol
Die faszinierende Ballsicherheit, die unnachahmliche Ballzirkulation und der eine Treffer von Innenverteidiger Puyol zeigten dem Löw-Team Grenzen auf. Spanien zog verdient ins WM-Finale ein.
Viel Ballbesitz für Spanien zu Beginn und urplötzlich der Steilpass auf Villa, doch Neuer siegte im Eins-gegen-eins (6.). Der Iberische Kreisel setzte sich auch danach fort, während Deutschland erst nach knapp zehn Minuten den gegnerischen 16er besuchte und auch sonst noch kaum so flüssig wie in den Spielen zuvor kombinierte. Puyols Kopfball übers Tor (14.) war ein weiterer Warnschuss des Europameisters. Doch zwei Ecken ließen auf der Gegenseite Casillas erstmals zum Eingreifen kommen und die Deutschen mussten wiederum einen Ramos-Schuss aus spitzem Winkel zulassen (19.). Weil Löws Truppe aber langsam sicherer wurde, ging das Spiel nun in schnelleren Takten hin und her. Ein übler Stollendraufhalter von Ramos gegen Podolski war das erste Foul in dieser hochinteressanten Partie (28.). Xabi Alonso drosch kurz darauf vorbei (30., zwei Meter). Trochowskis Fernschuss war indes besser (32., Casillas mit Mühe zur Ecke), und der Real Madrid-Tormann musste kurz danach noch dreimal mit den Fäusten klären. Deutsche Nadelstiche häuften sich also, während sich Spanien erfolglos durch die Offensiv-Mitte mühte, weil die deutsche Defensivarbeit konzentrierter war. Gegen Ende des ersten Durchgangs nagelten die Iberer die Deutschen zwar wieder mehr in deren Hälfte fest, doch Plötzlich war Özil durch und Ramos im Strafraum an seinem Hacken – ein Fall des Bremers - doch der Pfiff zum Elfer folgte nicht (44.). Pedros Distanzschuss auf den fangsicheren Neuer schloss eine erste Halbzeit ab, in der die Spanier leicht im Vorteil waren.
Mit viel Tempo gingen die Kontrahenten den zweiten Durchgang an. Xabi Alonso schoss zweimal um einige Meter vorbei (48., 50.), doch die Deutschen attackierten meist gut, brachten zudem Jansen für Boateng, um offensiv über links zuzulegen. Es folgte allerdings zunächst ein Villa-Schuss (55., rechts vorbei). Dann brannte es in der 59. Minute, doch Villa scheiterte an Neuer und an Iniestas Flanke rutschten alle vorbei, doch auch Kloses Versuch war gefährlich (61., übers Tor). Mit Kroos für Trochowski besetzte Löw nun auch die rechte Flanke neu (62.). Und Kroos hatte das 1:0 auf dem Fuß, doch Casillas war am Boden (69.). Vier Minuten später aber setzte sich Puyol mit einem scharfen Kopfball nach einer Xavi-Ecke von links durch und bezwang Neuer zur spanischen Führung (73.). Zwangsläufig mussten die Deutschen nun ins Risiko gehen und erhöhten den Druck immens. Doch die Konter der Spanier blieben gefährlich - Pedro vertändelte fahrlässig das 2:0 (82.) - und zwangen die Deutschen in der Schlussphase sogar in die Defensive, holten zudem eine Reihe Eckstöße heraus und es ging in drei Minuten Nachspielzeit, in denen die DFB-Elf vergeblich die Brechstange herausholte und gegen einen ballsicheren Europameister das Finale am Ende verpasste.
Ulrich Merk