UEFA-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010
Die europäische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war ein komplexer Wettbewerb, bei dem 53 UEFA-Mitgliedsverbände um 13 WM-Startplätze konkurrierten. Nach einer Gruppenphase und anschließenden Playoffs wurden schließlich die europäischen Vertreter für das erste WM-Turnier auf afrikanischem Boden ermittelt.
Format und Ablauf
Die UEFA-Qualifikation umfasste zwei Phasen:
Gruppenphase
- Teilnehmer: Alle 53 UEFA-Mitgliedsverbände
- Format: Acht Gruppen mit sechs Teams und eine Gruppe mit fünf Teams
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel
- Zeitraum: August 2008 bis Oktober 2009
- Qualifikation: Die neun Gruppensieger qualifizierten sich direkt für die WM 2010
- Playoff-Qualifikation: Die acht besten Gruppenzweiten erreichten die Playoffs
Playoffs
- Teilnehmer: Die acht besten Gruppenzweiten
- Format: Vier Playoff-Paarungen
- Modus: Hin- und Rückspiel im November 2009
- Qualifikation: Die vier Sieger qualifizierten sich für die WM 2010
Gruppenphase
Die Gruppenphase brachte folgende Ergebnisse:
Gruppe 1: Die Niederlande dominant
- Qualifikant: Niederlande (8 Siege in 8 Spielen)
- Playoff: Schottland (verpasste das Playoff aufgrund schlechterer Ergebnisse)
- Weitere Teams: Norwegen, Mazedonien, Island
Gruppe 2: Die Schweiz setzt sich durch
- Qualifikant: Schweiz (6 Siege, 3 Unentschieden)
- Playoff: Griechenland
- Weitere Teams: Israel, Lettland, Luxemburg, Moldawien
Gruppe 3: Slowakeis erste WM-Qualifikation
- Qualifikant: Slowakei (7 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Tschechien (verpasste das Playoff aufgrund der Ergebnisse gegen andere Gruppenzweite)
- Weitere Teams: Slowenien, Nordirland, Polen, San Marino
Gruppe 4: Deutschland souverän
- Qualifikant: Deutschland (8 Siege, 2 Unentschieden)
- Playoff: Russland
- Weitere Teams: Finnland, Wales, Aserbaidschan, Liechtenstein
Gruppe 5: Spanien bleibt ungeschlagen
- Qualifikant: Spanien (10 Siege in 10 Spielen)
- Playoff: Bosnien-Herzegowina
- Weitere Teams: Türkei, Belgien, Estland, Armenien
Gruppe 6: England souverän
- Qualifikant: England (9 Siege, 1 Niederlage)
- Playoff: Ukraine
- Weitere Teams: Kroatien, Belarus, Kasachstan, Andorra
Gruppe 7: Serbien vor Frankreich
- Qualifikant: Serbien (7 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Playoff: Frankreich
- Weitere Teams: Österreich, Rumänien, Litauen, Färöer Inseln
Gruppe 8: Italien mit Mühe
- Qualifikant: Italien (7 Siege, 3 Unentschieden)
- Playoff: Irland
- Weitere Teams: Bulgarien, Zypern, Montenegro, Georgien
Gruppe 9: Dänemark knapp vor Portugal
- Qualifikant: Dänemark (6 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Playoff: Portugal
- Weitere Teams: Schweden, Ungarn, Albanien, Malta
Playoff-Entscheidungen
Die Playoffs brachten folgende Ergebnisse:
- Frankreich vs. Irland: 1:0, 1:1 (Gesamtergebnis 2:1) - Kontroverse wegen Henrys Handspiel
- Portugal vs. Bosnien-Herzegowina: 1:0, 1:0 (Gesamtergebnis 2:0)
- Griechenland vs. Ukraine: 0:0, 1:0 (Gesamtergebnis 1:0)
- Russland vs. Slowenien: 2:1, 0:1 (Gesamtergebnis 2:2, Slowenien aufgrund der Auswärtstorregel qualifiziert)
Die qualifizierten Teams
Folgende europäische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 2010:
Direkt qualifiziert (Gruppensieger)
- Niederlande: 9. WM-Teilnahme
- Schweiz: 9. WM-Teilnahme
- Slowakei: 1. WM-Teilnahme als unabhängiger Staat
- Deutschland: 17. WM-Teilnahme
- Spanien: 13. WM-Teilnahme
- England: 13. WM-Teilnahme
- Serbien: 1. WM-Teilnahme als unabhängiger Staat
- Italien: 17. WM-Teilnahme
- Dänemark: 4. WM-Teilnahme
Über Playoffs qualifiziert
- Frankreich: 13. WM-Teilnahme
- Portugal: 5. WM-Teilnahme
- Griechenland: 2. WM-Teilnahme
- Slowenien: 2. WM-Teilnahme
Besondere Geschichten und Kontroversen
Die Qualifikation brachte einige bemerkenswerte Entwicklungen:
- Thierry Henrys Handspiel: Im Playoff-Rückspiel gegen Irland berührte Frankreichs Thierry Henry den Ball mit der Hand, bevor William Gallas das entscheidende Tor erzielte - eine der größten Kontroversen der Qualifikationsgeschichte
- Slowakeis Premiere: Erste WM-Qualifikation der Slowakei als unabhängiger Staat
- Sloweniens Überraschung: Ausschaltung Russlands in den Playoffs trotz Unterlegenheit auf dem Papier
- Spaniens perfekte Bilanz: 10 Siege in 10 Spielen und nur 5 Gegentore
- Serbien setzt sich gegen Frankreich durch: Erster Gruppensieg für Serbien als unabhängige Nation
Enttäuschungen und Überraschungen
Einige traditionsreiche Teams verpassten die Qualifikation:
- Tschechien: Dritter in der Gruppe, verpasste sogar die Playoffs
- Schweden: Erstmals seit 1998 nicht bei einer WM dabei
- Kroatien: Nach starken Turnieren 1998 und 2006 diesmal gescheitert
- Türkei: Nach dem Halbfinale bei der EM 2008 überraschend ausgeschieden
- Schottland: Knapp an den Playoffs vorbeigeschrammt
WM-Performance der europäischen Teams
Die europäischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 2010:
- Spanien: Weltmeister (erstmaliger WM-Titel)
- Niederlande: Finalist
- Deutschland: Dritter Platz
- Slowakei, Portugal, England: Achtelfinale
- Spanien, Deutschland, Niederlande: Halbfinale
- Frankreich, Italien, Dänemark, Schweiz, Serbien, Slowenien, Griechenland: Gruppenphase
Mit dem Weltmeistertitel Spaniens und drei Teams unter den letzten vier setzte Europa seine Dominanz im Weltfußball fort, trotz der erstmaligen Austragung einer WM auf afrikanischem Boden.
Bedeutung für die Entwicklung des europäischen Fußballs
Die Qualifikation 2010 markierte wichtige Entwicklungen:
- Spaniens Aufstieg: Bestätigung der Dominanz nach dem EM-Titel 2008
- Balkanstaaten im Aufwind: Mit Serbien, Slowenien und fast auch Bosnien-Herzegowina
- Deutschlands Erneuerung: Fortsetzung der positiven Entwicklung unter Löw
- Italiens und Frankreichs Probleme: Ersten Anzeichen der Schwierigkeiten dieser traditionellen Fußballmächte
Die UEFA-Qualifikation zur WM 2010 zeigte die Breite der Qualität im europäischen Fußball und leitete mit Spaniens erstem WM-Titel eine neue Ära ein.