CAF-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018
Die afrikanische Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2018 in Russland war ein intensiver Wettbewerb, der die wachsende Stärke und zunehmende Ausgeglichenheit des Fußballs auf dem afrikanischen Kontinent demonstrierte. Mit 54 teilnehmenden Nationen, die um nur fünf WM-Tickets kämpften, war der Qualifikationsweg besonders anspruchsvoll und brachte einige überraschende Ergebnisse.
Format und Ablauf
Die CAF-Qualifikation umfasste drei Runden:
Erste Runde
- Teilnehmer: Die 26 am niedrigsten platzierten CAF-Mitglieder in der FIFA-Weltrangliste
- Format: 13 Duelle im K.O.-System
- Modus: Hin- und Rückspiel
- Ergebnis: Die 13 Sieger erreichten die zweite Runde
Zweite Runde
- Teilnehmer: Die 13 Sieger der ersten Runde plus die 27 höchstplatzierten CAF-Teams
- Format: 20 Duelle im K.O.-System
- Modus: Hin- und Rückspiel
- Ergebnis: Die 20 Sieger erreichten die dritte Runde
Dritte Runde
- Teilnehmer: Die 20 Sieger der zweiten Runde
- Format: Fünf Gruppen mit je vier Teams
- Modus: Jedes Team spielte gegen jedes andere in Hin- und Rückspiel (6 Spiele pro Team)
- Zeitraum: Oktober 2016 bis November 2017
- Qualifikation: Die fünf Gruppensieger qualifizierten sich für die WM 2018
Spannende Gruppenentscheidungen
Die dritte Runde brachte dramatische Entwicklungen in allen fünf Gruppen:
Gruppe A: Tunesien setzt sich durch
- Qualifikant: Tunesien (14 Punkte)
- Besonderheiten:
- Tunesien blieb ungeschlagen (4 Siege, 2 Unentschieden)
- Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) lag bis zum letzten Spieltag in Schlagdistanz
- Libyen und Guinea blieben chancenlos
Gruppe B: Nigeria dominiert
- Qualifikant: Nigeria (14 Punkte)
- Besonderheiten:
- Souveräne Leistung der "Super Eagles" mit 4 Siegen und 2 Unentschieden
- Sambia als härtester Verfolger
- Afrikameister Kamerun enttäuschte als Dritter
- Algerien blieb ohne Sieg
Gruppe C: Marokko ohne Gegentor
- Qualifikant: Marokko (12 Punkte)
- Besonderheiten:
- Marokko kassierte in sechs Spielen kein einziges Gegentor
- Die Elfenbeinküste wurde am letzten Spieltag durch eine 0:2-Heimniederlage gegen Marokko abgefangen
- Gabun und Mali blieben chancenlos
Gruppe D: Senegal profitiert von Wiederholungsspiel
- Qualifikant: Senegal (14 Punkte)
- Besonderheiten:
- Kontroverse um das Spiel Südafrika-Senegal, das wegen Schiedsrichter-Manipulation wiederholt werden musste
- Im Wiederholungsspiel siegte Senegal mit 2:0 und sicherte sich die Qualifikation
- Burkina Faso und Kap Verde blieben auf den Plätzen
Gruppe E: Ägypten mit dramatischem Finale
- Qualifikant: Ägypten (13 Punkte)
- Besonderheiten:
- Mohamed Salahs Last-Minute-Elfmeter gegen Kongo sicherte Ägypten die erste WM-Teilnahme seit 1990
- Uganda zeigte starke Leistungen als Zweiter
- Ghana verpasste erstmals seit 2006 eine WM-Teilnahme
Die qualifizierten Teams
Folgende fünf afrikanische Teams sicherten sich die Tickets für die WM 2018:
Ägypten
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Uganda, Ghana und Kongo
- Schlüsselspieler: Mohamed Salah (Liverpool), Mohamed Elneny (Arsenal), Essam El-Hadary (Al-Taawoun)
- WM-Historie: Dritte WM-Teilnahme nach 1934 und 1990
Marokko
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Elfenbeinküste, Gabun und Mali
- Schlüsselspieler: Medhi Benatia (Juventus), Hakim Ziyech (Ajax), Nordin Amrabat (Leganes)
- WM-Historie: Fünfte WM-Teilnahme nach 1970, 1986, 1994 und 1998
Nigeria
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Sambia, Kamerun und Algerien
- Schlüsselspieler: Victor Moses (Chelsea), John Obi Mikel (Tianjin TEDA), Alex Iwobi (Arsenal)
- WM-Historie: Sechste WM-Teilnahme
Senegal
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor Burkina Faso, Kap Verde und Südafrika
- Schlüsselspieler: Sadio Mané (Liverpool), Kalidou Koulibaly (Napoli), Idrissa Gueye (Everton)
- WM-Historie: Zweite WM-Teilnahme nach 2002
Tunesien
- Qualifikationsweg: Gruppensieger vor DR Kongo, Libyen und Guinea
- Schlüsselspieler: Wahbi Khazri (Rennes), Youssef Msakni (Al-Duhail), Ali Maâloul (Al-Ahly)
- WM-Historie: Fünfte WM-Teilnahme
Überraschungen und Enttäuschungen
Die Qualifikation brachte einige unerwartete Wendungen:
- Kameruns Ausscheiden: Der amtierende Afrikameister Kamerun verpasste die Qualifikation
- Algeriens Debakel: Kein einziger Sieg für die "Wüstenfüchse", die 2014 noch das Achtelfinale erreicht hatten
- Ghanas Serie reißt: Nach drei aufeinanderfolgenden WM-Teilnahmen verpassten die "Black Stars" die Qualifikation
- Elfenbeinküste enttäuscht: Die "Elefanten" scheiterten am letzten Spieltag gegen Marokko
- Ägyptens Rückkehr: Nach 28 Jahren WM-Abstinenz qualifizierte sich der Rekord-Afrikameister wieder
Schiedsrichter-Kontroverse: Das wiederholte Spiel
Ein einzigartiges Ereignis prägte die Qualifikation:
- Ursprüngliches Ergebnis: Südafrika 2:1 Senegal (November 2016)
- Manipulation: Der ghanaische Schiedsrichter Joseph Lamptey wurde wegen Spielmanipulation lebenslang gesperrt
- FIFA-Entscheidung: Das Spiel wurde annulliert und musste wiederholt werden
- Wiederholungsspiel: Südafrika 0:2 Senegal (November 2017)
- Konsequenz: Dieser Sieg sicherte Senegal die WM-Qualifikation
WM-Performance der afrikanischen Teams
Die afrikanischen Vertreter zeigten unterschiedliche Leistungen bei der WM 2018:
- Senegal: Ausscheiden in der Gruppenphase aufgrund der Fairplay-Wertung (punktgleich mit Japan)
- Nigeria: Knapp in der Gruppenphase ausgeschieden (1 Sieg, 2 Niederlagen)
- Tunesien: Ausscheiden nach der Gruppenphase mit einem Sieg gegen Panama
- Marokko: Unglückliches Ausscheiden trotz guter Leistungen (0:1 gegen Portugal, 2:2 gegen Spanien)
- Ägypten: Drei Niederlagen in der Gruppenphase
Erstmals seit 1982 überstanden keine afrikanischen Teams die Gruppenphase einer WM.
Bedeutung für den afrikanischen Fußball
Die CAF-Qualifikation 2018 zeigte wichtige Entwicklungen:
- Keine Dominanz einzelner Teams: Große Ausgeglichenheit zwischen den Top-Teams
- Taktische Fortschritte: Defensiv organisierte Teams wie Marokko und Senegal setzten sich durch
- Afrikanische Trainer: Vier der fünf qualifizierten Teams wurden von einheimischen Trainern geführt
- Europäischer Einfluss: Fast alle Schlüsselspieler der qualifizierten Teams spielten in europäischen Ligen
Die CAF-Qualifikation zur WM 2018 unterstrich die wachsende Tiefe des afrikanischen Fußballs, auch wenn die Endrunden-Performance hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Erfahrungen bildeten jedoch eine wichtige Grundlage für die Verbesserungen, die bei der WM 2022 sichtbar wurden, als mit Marokko erstmals ein afrikanisches Team das Halbfinale erreichte.