
Sein Einfall ermöglichte dem HSV den Anschluss an die Spitze: Ivica Olic
Sein Einfall ermöglichte dem HSV den Anschluss an die Spitze: Ivica Olic
Das Nordderby hielt nur in Sachen Fouls und Nicklichkeiten das, was es versprach. Im spielerischen Bereich blieben sowohl der HSV als auch Werder unter ihren Möglichkeiten. Am Ende entschied eine gelungene Einzelaktion eine Partie, die eigentlich gar keinen Sieger verdient gehabt hätte.
Bremen-Keeper Tim Wiese wurde nach seinem starken Länderspiel-Debüt unter der Woche gegen England (1:2) schnell wieder von der Realität eingeholt: Die Hamburger Fans empfangen ihn mit einem Pfeifkonzert, weil sie Wiese dessen Kung-Fu-Tritt gegen Olic von der Vorsaison immer noch übel nahmen. Und die Hamburger Profis schenkten ihm nach gerade einmal sechs Minuten zum ersten Mal einen ein: Petric Freistoßflanke parierte der Schlussmann glänzend, aber gegen Guerreros Abstauber aus spitzem Winkel war er dann machtlos. Zum Glück für Werder folgten dem starken Anfangselan bis zum Halbzeitende zerfahrene Minuten. Der HSV lief bei seinen zu hastig ausgeführten Angriffen viel zu oft ins Abseits. Die Bremer kamen zwar anfänglich höchstens nach Standardsituationen oder Distanzversuchen zum Abschluss, stabilisierten sich aber in dieser Phase und waren nach dem Ausgleich sogar die bessere Mannschaft, auch wenn ihren Angriffsbemühungen ebenfalls die entscheidende Portion Durchschlagskraft fehlte. Der Jubel über Diegos Freistoßtreffer – HSV-Schlussmann Rost war noch am Ball, konnte ihn nicht mehr entscheidend ablenken (24.) – blieb den Werderanern fast im Halse stecken, da Baumann anschließend von einem aus der HSV-Fankurve geworfenen Gegenstand (wahrscheinlich einem Handyakku) im Gesicht getroffen wurde. Zum Glück konnte der Werder-Kapitän weitermachen.
In der zweiten Halbzeit verflachte die Partie dann endgültig. Beide Mannschaften neutralisierten sich auf einem mäßigen Niveau und sorgten für mehr Fouls als für Torchancen. Wenn es doch mal aussichtsreiche Gelegenheiten gab, dann wurden diese jedoch leichtfertig vergeben: Demel wäre nach einem Doppelpass mit Petric frei durch gewesen, wenn er den Ball unter Kontrolle bekommen hätte (59.). Auf der Gegenseite bot der HSV den Bremern einige Räume zum Kombinieren an, die diese allerdings nur halbherzig ausnutzten, stattdessen durch Distanzversuche vergeblich zum Erfolg kommen wollten. Als es schon so schien, als ob dieses mäßige Spiel mit dem verdienten Remis zu Ende gehen würde, befreite Olic mit einer grandiosen Einzelaktion die Partie kurzzeitig aus ihrer Lethargie: Aus 20 Metern durfte der Kroate ungestört einen Schuss links oben genau in den Torwinkel abfeuern (74.). Danach war den Gästen zumindest das Bemühen, den Ausgleich zu erzielen, nicht abzusprechen, aber ihre Waffen im Angriff blieben zu stumpf. Zudem vertändelte Diego eine Großchance, als er statt freistehend den Ball zu köpfen einen Fallrückzieher versuchen wollte (85.). Jedoch hätten genauso gut auf der Gegenseite Guerrero (83.) und Trochowski (90.) den Sack endgültig zumachen können. Hamburg hielt durch diesen glücklichen Sieg den Anschluss an die Spitze, den Werder dagegen vorerst aus den Augen verlor.
Senthuran Sivananda