
Eine starke Leistung des deutschen Kapitäns: Michael Ballack
Eine starke Leistung des deutschen Kapitäns: Michael Ballack
Das Spiel um Platz drei spiegelte den Trend der DFB-Auswahl in der Klinsmann-Ära exakt wider: Torausbeute, Einstellung und Moral vorbildlich; im Defensivverhalten blieb noch Raum für Nachbesserung. Der Erfolg gegen Mexiko nach unterhaltsamen Spiel war absolut verdient.
Ganz anders als von der DFB-Auswahl geplant, ließ sich das Spiel um Platz drei an: Mexiko bestimmte das Geschehen und hatte gute Chancen (2., Fonseca aus kurzer Distanz neben das Tor; 10., Kahn musste einen Borgetti-Kopfball abwehren), seine Überlegenheit in Treffer umzumünzen. Erst allmählich bekam das Klinsmann-Team das mexikanische Tor ins Visier. Ein Distanzschuss von Hanke, der nur minimal zu hoch angesetzt war, hätte um ein Haar die Führung gebracht (22.). Die Partie wurde nun offener, wenngleich die Mexikaner flüssiger kombinierten. Mit einem Klassetreffer von Podolski war es jedoch die deutsche Elf, die das erste Tor markierte. Deisler hatte das Leder aus dem Mittelfeld heraus zu Schweinsteiger gespielt, der zentral vor der Strafraumgrenze mit der Sohle zu Podolski weiterleitete. Der Kölner legte sich die Kugel zurecht und schoss an seinem Gegenspieler vorbei hoch ins rechte Eck (37.). Ein unnötiger Ballverlust von Frings, der sich nahe der eigenen Strafraumgrenze von Sinha den Ball abluchsen ließ, führte zum schnellen Ausgleich. Sinha bediente den in den Sechzehner gestarteten Fonseca und der ließ Kahn mit einem platzierten Flachschuss keine Chance (40.). Ein blitzsauberer Gegenstoß der Deutschen, mit Andreas Hinkel als Hauptdarsteller, brachte die erneute Führung. Der als Defensivmann auf der rechten Seite aufgestellte Stuttgarter trieb den Ball durchs Mittelfeld, spielte sich per Doppelpass mit Podolski in den gegnerischen Strafraum und passte schließlich perfekt auf den am langen Pfosten platzierten Schweinsteiger, der nur noch den Fuß hinhalten musste (41.). Ein knapp am Gebälk vorbei gezirkelter Distanzschuss Schneiders hätte fast noch das 3:1 für Deutschland erbracht (44.).
Die Unbeherrschtheit Mike Hankes aus der 54. Minute, als er nahe der gegnerischen Eckfahne wegen eines Revanchefouls an Salcido die Rote Karte sah, wurde zum ersten, negativen Höhepunkt der zweiten Halbzeit. Der aus deutscher Sicht zweite folgte wenig später: Mexikos Toptorjäger Borgetti konnte nach einer Flanke von rechts unbedrängt hochsteigen und zum 2:2 einköpfen (58.). Angesichts der Unterzahl staffelte sich das DFB-Team jetzt tiefer, setzte auf Konter gegen die nun wieder feldüberlegenen Mexikaner. Das Konzept ging auf: Nennenswerte Tormöglichkeiten der Lateinamerikaner blieben aus, und nach einer Ecke Schweinsteigers schoss der aufgerückte Robert Huth aus kurzer Distanz zum 3:2 ein (79.). Die dritte Führung in dieser Partie brachte aber noch immer nicht die Entscheidung, denn ein weiteres Mal führte naives Abwehrverhalten zu einem Gegentreffer. Bei einem Freistoß von Pardo konnte sich ausgerechnet der gefährlichste Angreifer Mexikos, Jared Borgetti, unbehelligt aus dem Blickfeld schummeln und dann mit Anlauf - ebenso unbehelligt - mit dem Kopf per Innenpfostentreffer zum 3:3 ausgleichen (85.).
Die Unterzahlsituation kompensierte die DFB-Elf vorbildlich; auch in der Verlängerung. Gefährliche Aktionen gingen nahezu ausschließlich von den Deutschen aus, der 4:3-Siegtreffer durch Michael Ballack war die verdiente Belohnung. Nach einem Foul an Kuranyi legte sich der Kapitän das Leder zurecht und setzte den Freistoß aus gut 20 Metern ins Netz (97.). Weitere Möglichkeiten durch Ernst und Ballack folgten, blieben aber ohne Erfolg. Mexiko konnte erst in der zweiten Hälfte der Verlängerung das Heft wieder an sich reißen, doch nur eine einzige echte Chance sprang dabei heraus: Borgetti legte Perez das Leder in den Lauf, doch dessen Schuss aus elf Metern verfehlte knapp das lange Eck (119.). Nach den Spielen gegen die Topteams aus Argentinien und Brasilien wurde der Sieg gegen den Weltranglistensechsten Mexiko, mit dem dritten Platz beim Confed-Cup, zu einer aussagekräftigen Standortbestimmung für die deutsche Elf.