EM 2007/2008 - Gruppenphase - Sa., 14.06.2008 - 20:45 Uhr
0:1
HZ - 0 : 1

Keine Titelverteidigung

Brachte Russland wieder ins Geschäft:
<br>Konstantin Zyryanov

Brachte Russland wieder ins Geschäft:
Konstantin Zyryanov

Brachte Russland wieder ins Geschäft:
Konstantin Zyryanov

Der amtierende Europameister bekam auch in der zweiten Partie nichts Zählbares zustande und schied damit sang- und klanglos aus dem Turnier. In einer flotten und durchaus chancenreichen Partie fiel das einzige Tor durch einen Unfall. Trotzdem war Russland über weite Strecken das bessere Team und verdarb sich einen höheren Sieg nur durch seine unkonzentrierte Verwertung.

Beinahe trotzig schwor Otto Rehhagel seiner viel kritisierten Betontaktik ab und begann zumindest auf dem Papier mit drei Stürmern, von denen keiner Theofanis Gekas hieß. Anstelle des Leverkuseners rutschte zum Beispiel Amanatidis in die Startelf. Verglichen mit dem Auftaktspiel zeigte Griechenland tatsächlich mehr Mumm, rannte wie von der Kette gelassen los und schlug gleich zwei gefährliche Flanken. Um Russland zu beeindrucken aber reichte das nicht aus. Die Hiddink-Truppe nämlich stand gleichfalls in der Bringschuld und fand anders als gegen Spanien nun einen Gegner, der sich spielerisch nicht aufdrängte, sondern relativ leicht einschnüren ließ. Nach zwei Einzelaktionen von Bilyaletdinov (12.) und Pavlyuchenko (15.) kreisten die trickreichen Russen das Tor bereits ein und lauerten nur noch auf die entscheidende Lücke. Zum 1:0 aber kamen sie fast aus Versehen, weil nämlich Nikopolidis, der ohnehin umstrittene Torwart, einem vorbeihüpfenden Ball hinterher jagte und von Semak per Lupfer düpiert wurde. Griechenlands Defensive schlief ebenfalls und ließ Zyryanov völlig ungedeckt vollenden (33.). Noch vor der Pause konnten sowohl Pavlyuchenko als auch Bilyaletdinov auf 2:0 erhöhen, zumindest bei Eckbällen aber mussten die Russen sich vorsehen und trafen einmal sogar beinahe ins eigene Netz, als Semshov unglücklich vor Charisteas rettete (21.). Trotzdem: Mit Ablauf der ersten Halbzeit war das griechische Spiel schon wieder ähnlich berechenbar und steif wie gegen Schweden.

Interessant blieb die Partie allemal, zumal der Europameister nun dringend etwas tun musste. Kaum eine Minute nach Wiederbeginn kam Charisteas gefährlich, aber ungenau zum Abschluss, ehe auf der anderen Seite Nikopolidis einen Distanzschuss klärte (48.). Im gleichen Muster ging es weiter: Griechenland griff regelmäßig an, versuchte es vermehrt mit hohen Bällen und freute sich über jede erzwungene Ecke. Weniger hölzern waren die russischen Konter, allerdings spielte die Hiddink-Elf mit dem Feuer, weil sie schnell und trickreich ausschwärmte und bis zum Strafraum brillierte, dann aber viel zu hastig abschloss. Gut ein halbes Dutzend Mal fehlte zum 2:0 nur noch der entscheidende Pass bzw. ein kaltblütiger Abschluss. Bilyaletdinov (58.), Saenko (73.), Zhirkov (84.) und vor allem Pavlyuchenko (53./73./90.) hielten das Spiel so weiterhin spannend. Griechenland wiederum fehlte am Ende nicht nur an Kraft, sondern vor allem eine zündende Idee. Weder Amanatidis noch Charisteas und auch nicht die eingetauschten Gekas und Saenko konnten sich je entscheidend durchsetzen; die einzigen Chancen des zweiten Durchgangs versemmelten Basinas (56.) sowie zweimal Karagounis aus der Distanz (54./68.). So blieb es beim 0:1, das der Rehhagel-Elf am Ende noch schmeichelte und das nach nur zwei Partien im neuen Turnier den Europameister wieder entthronte. Ohne Punkt und ohne Tor schied Griechenland vorzeitig aus, derweil Russland sich wieder gute Chancen aufs Weiterkommen schuf und im Gruppenendspiel gegen die Schweden auch wieder auf Topstar Arshavin bauen konnte.

Maik Großmann

Es ist schon verrückt, was der Fußball aus mir macht.

— Oliver Kahn