Bayern vs. Dortmund: Wer hat im Duell um die Meisterschaft die besseren Karten?

von Günther Jakobsen03.05.2019 | 09:20 Uhr

Die Bundesligasaison 2018/19 geht in die heiße Schlussphase. Es sind noch drei Paarungen zu spielen, bis die Meisterschale in den Himmel gereckt werden darf. Der Sportdirekter des aktuellen Tabellenführers Bayern München, Hasan "Brazzo" Salihamidžić, ließ es sich nicht nehmen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits vorab zur Meisterfeier einzuladen. Dessen Konter ließ natürlich nicht lange aus sich warten. Wer wird den Endspurt um die Meisterschaft also letztlich für sich entscheiden?

Der spannendste Titelkampf seit Jahren
Der Kampf um die Meisterschaft ist vor dem 32. Spieltag noch längst nicht entschieden. Gerade einmal zwei Punkte beträgt der Vorsprung der Bayern (71) auf den BVB (69). Zwei Punkte Abstand an der Tabellenspitze am 32. Spieltag gab es zuletzt in der Saison 2009/10, als der FC Schalke 04 am Ende Vizemeister hinter Bayern München wurde. Auch damals war es ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschale. In den vergangenen zehn Jahren gab es nur ein Saisonfinale, das unter mehreren Vereinen ausgetragen wurde: in der Saison 2010/11 hatten Dortmund, Leverkusen und Hannover 96 drei Spieltage vor Schluss noch berechtigte Ambitionen auf den Titel. Und die Bayern? Die lagen zu diesem Zeitpunkt nur auf Platz 4. Letztlich entschied der BVB unter Trainer Jürgen Klopp das Rennen für sich und sicherte sich die Meisterschale.



Spanische Verhältnisse in der Bundesliga?
Während Uli Hoeness vor einigen Jahren von "spanische Verhältnissen" in der Bundesliga sprach, müsste heute, abgesehen von den Dortmunder Erfolgen in 2011 und 2012, eher von schottischen Verhältnissen die Rede sein. So feiert Celtic Glasgow in diesem Jahr bereits den achten Meistertitel in Folge. Seit der Jahrtausendwende wird es bereits der 14. sein. Sollte Bayern sich dieses Jahr den Vorsprung nicht nehmen lassen, wäre es ebenfalls der 14. Titel seit dem Jahr 2000. Im Vergleich dazu hat der FC Barcelona "nur" zehnmal den Gewinn der Meisterschaft feiern dürfen. So viel also zu "spanischen Verhältnissen". Die Dominanz der Bayern ist also nicht von der Hand zu weisen. Und auch wenn der Verein in diesem ersten Jahr unter Trainer Niko Kovac etwas schleppend Fahrt aufnahm, berappelten sich die Bayern im Verlauf der Saison und stehen nach inzwischen 22 Siegen zurecht an der Spitze der Tabelle. Mit 80 Toren haben sie zudem die meisten Tore geschossen und mit nur 30 Gegentreffern hinter RB Leipzig die wenigsten Treffer kassiert.

BVB Fans träumen weiter vom Titel
Während Lucien Favre die Meisterschaft auf der Pressekonferenz nach der vogelwilden Derby-Niederlage gegen Schalke am vergangenen Wochenende bereits abhakte, sorgten die Bayern mit ihrem erduselten Unentschieden für eine Vertagung der Entscheidung. Der BVB spielt jedoch insgesamt eine bärenstarke Saison und kann trotz einiger Rückschläge auf die Qualitäten des Teams bauen. Spieler wie Marco Reus, Axel Witsel, Paco Alcácer oder Saisonüberraschung Jadon Sancho können den Unterschied machen. Somit ist beim Restprogramm der Titelkandidaten in der Fußball-Bundesliga noch alles offen.

Das Restprogramm im Kampf um die Meisterschaft
Während die Bayern mit Frankfurt und Leipzig noch zwei schwere Brocken vor der Brust haben, könnte Borussia Dortmund bei den schwächelnden Gladbachern und der Fortuna aus Düsseldorf punkten. Auch mit Werder Bremen ist noch eine Rechnung offen – die Hansestädter kegelten die Schwarz-Gelben immerhin aus dem DFB-Pokal. Fest steht jedoch: sofern die Bayern jedes Spiel gewinnen, ist ihnen der Titel sicher. Auch wenn Dortmund jedes Spiel gewinnt, wäre die Borussia noch immer auf einen Patzer des aktuellen Tabellenführers angewiesen. Doch auch Sky-Experte und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus orakelte bereits, dass die Bayern in der DFB-Pokal Generalprobe gegen Leipzig einer Niederlage bevorstehen könnte.

Alles spricht für die Münchner
Die bessere Ausgangslage haben dennoch die Münchner. Zwei Heimspiele stehen noch in der Allianz Arena an. Hinzu kommt, dass Franck Ribery zurück im Mannschaftstraining und bereit ist, sich mit all seiner Erfahrung in den Dienst der Mannschaft zu stellen und diese Saison auch auf dem Platz zu vergolden. Dortmund hingegen muss in den kommenden Spielen nicht nur auf Kapitän Reus, sondern auch auf Rechtsverteidiger Wolf verzichten. Das stellt Trainer Lucien Favre vor schwierige Aufgaben. Die BVB-Fans glauben jedoch weiterhin an die Mannschaft, die insbesondere dann, wenn sie besonders gefordert wurde, über sich hinauswachsen konnte - auch wenn sie das in der Rückrunde zu selten gezeigt hat. Selbst die Sportwetten-Anbieter zeigen anhand ihrer aktuellen Quoten, wie wahrscheinlich eine Meisterschaft der Bayern ist. Mit 1,14:1 ist sie schon fast in Stein gemeißelt. Doch es wäre mal wieder eine dieser Geschichten, wie sie nur der Fußball schreiben kann, wenn in dieser verrückten Saison der Saisonendspurt in puncto Spektakel nochmal einen draufsetzen würde.

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