Sie können es nicht lassen: Werder Bremens Kicker scheinen prädestiniert dafür, Fußball der unterhaltsamen Art zu spielen. Als hätte ihnen nach der ganz starken ersten Halbzeit der dramatische Aspekt in der Partie gegen Bilbao gefehlt, gewährten sie den Basken in der zweiten Hälfte die Möglichkeit, eine zuvor einseitige Partie zeitweilig auf die Kippe zu stellen.
Schon die Abtastphase war hoch interessant. Natürlich waren die Grün-Weißen von Anfang an darauf aus, dem Spiel ihren offensiven Stempel aufzudrücken. Die Gäste indes versuchten den Bremer Elan schon in deren Hälfte zu stoppen. So beackerte man sich eine Viertelstunde vorwiegend im Mittelfeld, bevor sich Bremens Kombinationsspiel durchzusetzen begann. Eine erste gute Möglichkeit ließ Özil aus (17., Iraizoz parierte), nur wenig später legte der 20-Jährige jedoch die Führung der Gastgeber auf. Geschickt schirmte er das heruntertropfende Leder im gegnerischen Sechzehner ab und leitete es bogenförmig mit der Pieke zum rechts im Strafraum stehenden Hunt weiter. Der fackelte nicht lange, zog volley ab und traf unhaltbar für Iraizoz ins lange Eck (19.). Dieses Tor hatte Werder zur Bestätigung gebraucht, denn die Offensivkräfte Özil, Marin, Hunt und Pizarro gewannen zunehmend an Spiellaune. Da auch die Absicherung nach hinten gut funktionierte, die Defensiv-Zweikämpfe fast komplett zugunsten der Gastgeber ausgingen, hatte Werder das Spiel im Griff. Die Ausnahme in der 38. Minute: Llorente versetzte auf links Mertesacker und passte in die Mitte - wo der freistehende Toquero aus zehn Metern Torentfernung über den Ball trat. Noch vor der Pause taten die Gastgeber das Nötige, um ihrer starken Vorstellung auch ergebnistechnisch gerecht zu werden. Marin überlistete Bilbaos Abwehr mit einem feinen Heber in den Sechzehner auf Pizarro, der - selber schon in Schussposition - einen Querpass zu Naldo schickte, der den Ball dann zum 2:0 einschob (42.). Özil hätte noch das 3:0 nachlegen können, scheiterte aber an Iraizoz (45.).
Bilbao wechselte in der Pause zweimal (Muniain und Lopez ersetzten Toquero und Gabilondo) und wurde damit gefährlicher. Plötzlich waren die Spanier am Drücker und verlegten das Spiel in die Bremer Hälfte. Die Gangart wurde ebenfalls härter und Werders Abwehr sah sich mit einigen bedrohlichen Standards konfrontiert, zudem riss der quirlige, 16-jährige Muniain einige Lücken in das zuvor dichte Abwehrnetz der Gastgeber. Thomas Schaaf wollte mit der Einwechslung Niemeyers (für Bargfrede) für mehr Sicherheit sorgen - der Übereifer des Eingewechselten verschärfte die Bedingungen jedoch noch. Nur fünf Minuten nach seinem Auflaufen musste der 25-Jährige das Feld räumen: Sein überhartes Einsteigen hatte ihm den Gelb-Roten Karton eingehandelt (64.). Die Basken setzten ab der 75. Minute mit der Einwechslung von Ex-Nationalspieler Etxeberria weiter auf Offensive, die ganz klare Torgelegenheit der nunmehr in Überzahl spielenden Gäste blieb jedoch aus. Werder konnte sich lösen, kreierte eigene Möglichkeiten und schien die Sache sicher nach Haus zu bringen. Die vierminütige Nachspielzeit war bereits angebrochen, da traf Athletic doch noch. Llorentes Ballannahme und Drehung im Bremer Strafraum waren eine Bewegung - und schon zappelte der Ball, unhaltbar für Wiese, im Netz. Zwei Minuten zitterten die Bremer vor einem möglichen Ausgleichstreffer, dann führte ein erneut sehenswerter Spielzug die Entscheidung herbei. Nach Zuspiel von Pizarro stürmte Özil in Bilbaos Sechzehner und wurde von Amorebieta gelegt - Frings verwandelte, nicht unbedingt platziert aber scharf geschossen, zum 3:1.
André Schulin
Wer dem Druck nicht standhält, soll Samstag nachmittags spazieren gehen.
— Uwe Kemmling