Nach der ersten Saison der 2008 neu eingeführten 3. Liga kann man von einem gelungenen Start sprechen, denn die Zuschauerzahlen und Einschaltquoten waren höher als erwartet. Bereits am 1. Spieltag der zweiten Spielzeit, der komplett am Samstag, dem 25. Juli durchgezogen wird, kommt es zu interessanten Aufeinandertreffen. Nur ein Highlight: das Nordderby Braunschweig gegen Osnabrück.
Während die Braunschweiger Eintracht nur einen einstelligen Tabellenrang anstrebt, auf Konsolidierung setzt und bestenfalls etwas verschämt nach den Spitzenplätzen schielt, hat der Zweitligaabsteiger VfL Osnabrück, obwohl im Kader kräftig ausgetauscht wurde, klar den Wiederaufstieg im Blick. Ein Nord-Derby hat zwar immer auch seine eigenen Gesetze, doch leichter Favorit dieser Begegnung ist der VfL Osnabrück.
In dem neuen, allerdings noch nicht ganz fertig gestellten Stadion wird Dynamo Dresden die Nachwuchself des VfB Stuttgart empfangen und sollte die Punkte wohl einsacken können, damit das Saisonziel, oberstes Tabellendrittel, nicht gleich durch einen Rückschlag gefährdet wird. Die junge Schwabenelf wird sich dagegen eher um den Ligaerhalt kümmern müssen, dient vorwiegend als Wettkampfteam für ihre ambitionierten Talente.
Jahn Regensburg will sich ebenfalls eher auf den Ligaerhalt konzentrieren, was schwer genug wird, da der Verein finanziell kleinere Brötchen backen muss. Aufsteiger Holstein Kiel dagegen wurde von nicht wenigen Drittligakennern als Geheimfavorit einsortiert. Ein guter Start könnte dem Team von Falko Götz , dem Ex-BL-Profi und –Hertha-Coach, den nötigen Anschwung geben, um diesen Vorschusslorbeeren zu entsprechen.
Für Carl Zeiss Jena wird es keine einfache Saison, denn im Umfeld rumort es und mit dem SV Wehen Wiesbaden empfängt man sogleich einen Zweitligabsteiger, der umgehend wieder nach oben will und auch allemal fähig ist, dem Ostklub die ersten zu vergebenen Punkte abzuknöpfen.
Am Ende der Vorsaison positionierte sich die SpVgg Unterhaching nur knapp hinter dem dritten Aufsteiger Paderborn auf Rang vier, dürfte auch diesmal wieder ganz vorne mitmischen. Gegner SV Sandhausen will unbedingt besser abschneiden als Rang acht, der letztjährigen Endplatzierung, verstärkte sich entsprechend und lugt vor dem Saisonstart optimistisch in Richtung Spitzengruppe.
In dieser Region sieht sich auch der Traditionsklub Kickers Offenbach. Gegen Erzgebirge Aue sollen diese Ambitionen sogleich unterstrichen werden. Die Gäste aus dem Osten bleiben dagegen bescheidener und würden sich in der kommenden Spielzeit mit einem Mittelfeldrang begnügen, setzen eher auf die reine Stabilisierung ihres Drittligadaseins.
Werder Bremens Zweite Mannschaft will möglichst nicht wieder so derbe zittern wie 2008/2009, als der Abstieg knapp verhindert werden konnte. Die junge Truppe von Ex-Werder-Profi Thomas Wolter erwartet in Rot-Weiß Erfurt einen Gast, der sich wieder zu den Aufstiegskandidaten zählt und sich deshalb in Bremen keineswegs verstecken wird.
Wacker Burghausen blieb nur deshalb drittklassig, weil sich Kickers Emden aus Etatgründen zurückzog. Im Kampf gegen den Abstieg wird sich der langjährige Zweitligist gegen den unberechenbaren Talentestall von Borussia Dortmund arg ins Zeug legen müssen, um einen Dreier einzufahren. Eine völlig offene Partie.
Auch Aufsteiger 1. FC Heidenheim dürfte am Ende der kommenden Saison mit dem Klassenerhalt zufrieden sein. In der modernisierten Gagfah-Arena erwartet man mit dem Wuppertaler SV Borussia einen Traditionsklub, der sich ebenfalls als Hauptziel gesetzt hat, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten.
Ein ganz großer Favorit auf Platz eins dürfte der FC Ingolstadt 04 mit Trainer Horst Köppel sein. Der Absteiger aus Liga zwei muss am 1. Spieltag gleich die Reserve des FC Bayern München aus dem Weg räumen. Deren neuer Übungsleiter, ein gewisser Mehmet Scholl, hält sich mit Zukunftsvisionen noch arg bedeckt, will natürlich viele Gegner ärgern und seinen Schwerpunkt auf die Ausbildung der ihm anvertrauten Talente legen. In Ingolstadt steht seinen Jungs sogleich eine der schwersten Aufgaben in dieser Saison bevor.
In der Bundesliga gibt es Vereine, bei denen der Trainer und nicht der Arzt entscheidet, wann ein verletzter Spieler den Gips abgenommen bekommt.
— Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt und Legende beim FC Bayern München.