Das Geld zu Gast bei Freunden

von Günther Jakobsen14:05 Uhr | 04.06.2006

Wenn am 9. Juni die XVIII. Fußball-Weltmeisterschaft beginnt, ist nicht nur die Welt, sondern auch das Geld zu Gast bei Freunden. Vor allem bei dem Fußball-Weltverband FIFA. 1,86 Milliarden Euro nimmt die FIFA für die vier Wochen mindestens ein.

635 Millionen stammen von den 15 Sponsoren, die im Schnitt 42,3 Millionen Euro bezahlen. 170 Millionen erwartet der Weltverband aus dem Verkauf der VIP-Karten; weitere 103 Millionen kommen aus dem Lizenzbereich, wo Logo und der Name FIFA WM 2006 auf Tassen, Parfüms, Goleos und sonstwo vermarktet werden dürfen. Den größten Batzen steuert allerdings die Firma Infront, bei der Günter Netzer beschäftigt ist, bei. Sie hat der FIFA für die Fernsehrechte an der WM 952 Millionen Euro garantiert. Weitere Einnahmen werden hälftig geteilt - und die Einnahmen sind höher; um wie viel höher, will noch keiner verraten. Da muss der nächste Finanzbericht der FIFA abgewartet werden.

Die WM-Gelder, die für einen Vier-Jahres-Zeitraum reichen müssen, machen 90 Prozent der FIFA-Einnahmen aus. 70 Prozent werden an die über 200 Verbände und die Konföderationen ausgeschüttet und für Entwicklungsprogramme verwendet oder zur Finanzierung defizitärer Veranstaltungen wie Nachwuchs-Weltmeisterschaften, Strandfußball-WM oder Hallen-WM. Aufgrund der Vier-Jahres-Periode gibt die FIFA in diesem Jahr nur 755 Millionen der Einnahmen aus. 215 Millionen sind für die 32 Teilnehmer vorgesehen. Jedes Land erhält 3,9 Millionen Euro Startgeld; dem Weltmeister winken 15,6 Millionen Prämie. Für jedes der 45 Delegationsmitglieder zahlt die FIFA einen Tagessatz von 259 (!) Euro an Spesen. 370 Millionen sind für die oben angeführten Entwicklungs- und Unterstützungsprojekte vorgesehen. Franz Beckenbauer und sein deutsches WM-OK dürfen sich über einen Zuschuss von 170 Millionen Euro zur Abdeckung der Kosten freuen.

Während die FIFA also ein sattes Plus macht, sind die deutschen Organisatoren schon zufrieden, wenn sie mit einer schwarzen Null, also einem blauen Auge, davonkommen. Außer den 170 Millionen vom Weltverband kassieren sie 200 Millionen Euro aus dem Eintrittskartenverkauf und 60 Millionen von den sechs nationalen Förderern - macht 430 Millionen Euro an Einnahmen. Davon werden 100 Millionen für die Turnierorganisation aufgewendet (Ticketing, Mannschaftsunterbringung), 80 Millionen für die Technische Infrastruktur (Medienzentren), 25 Millionen für Transport (Fahrer, Mietwagen), 25 Millionen für Sicherheit und 20 Millionen für die 15.000 freiwilligen Helfer, die zwar kein Geld erhalten, aber verpflegt und einheitlich ausgestattet werden müssen. So weit einige Beispiele. Und der Teufel steckt im Detail: Gema, GEZ, Versicherungen - alle halten die Hand auf.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und das OK legen in ihren Veröffentlichungen immer wieder Wert auf die Feststellung, dass die Organisation der WM den Steuerzahler nicht mit dem geringsten Euro belastet, sondern das gesamte Turnier selbstfinanziert ist. Das stimmt. Gleichwohl hat die so genannte öffentliche Hand kräftig investiert. In die Modernisierung oder den Neubau von Stadien sind 1,5 Milliarden Euro geflossen, wovon Bund, Länder und Gemeinden rund ein Drittel getragen haben - der Rest kam von privaten Betreibergesellschaften. 3,7 Milliarden Euro hat der Staat in das Schienennetz und in Aus- oder Neubau von Straßen gesteckt - Investitionen, die auch nach der WM noch ihren Wert behalten, deren Verbuchung als reine WM-Kosten also sehr fraglich ist. Und Vater Staat kassiert ja auch ganz hübsch: Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten, Sprit, Restaurantbesuche, Hotelübernachtungen. Pauschalsteuer auf Spielerprämien. Geldwerter Steuervorteil auf Einladungs-Tickets. Standgebühren für jeden Würstchenbuden-Betreiber. Und, und, und.

Die Landesbank Rheinland-Pfalz hat errechnet, dass WM-Touristen allein für ihre Reisen 1,5 Milliarden Euro in Deutschland lassen. Der Fanartikel-Verkauf soll rund eine Milliarde bringen. Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass das Brutto-Inlandsprodukt durch die WM um 0,2 Prozent - das wären zwei Milliarden Euro - wachsen wird. Das Geld zu Gast bei Freunden.

Dirk Gieselmann/11Freunde-Redaktion



In Erwartung eines spannenden Westfalenderbys mit einem positiven Ausgang für die schwarz-gelben Farben verbleiche ich herzlichst Ihr Dr. Gerd Niebaum.

— Dr. Gerd Niebaum im Stadionmagazin des BVB, vor einem 1:3 gegen Arminia Bielefeld...