Durchmärsche und Abstiegsdramen

von Günther Jakobsen10:36 Uhr | 02.06.2008

Nach den Rückschlägen in der Vorwoche behielten alle Favoriten diesmal die Nerven: Sowohl Ahlen und RWO als auch Frankfurt und Ingolstadt siegten sich souverän in Liga zwei. Dramatisch dagegen der Abstiegskampf. Reutlingen patzte in Siegen und trat Platz zehn an die Stuttgarter Kickers ab. Im Norden jubelten Emden und sensationell auch noch Braunschweig – wogegen Rot-Weiss Essen in der Versenkung verschwand.

Regionalliga Nord
Nur theoretisch konnte Ahlen seinen Aufstieg noch verspielen, doch feierten die Rot-Weißen einen würdigen Abschied und beendeten die Saison mit einem 3:1 in Babelsberg als noch immer überraschender Meister. Dahinter gab es Spannung nur auf dem Papier. Düsseldorf gewann nach mäßigem Start noch mit 4:0 in Erfurt und wahrte seine Ansprüche auf Rang zwei. Die Schützenhilfe aus Berlin, das selbst noch aufsteigen konnte, blieb allerdings aus. Schon zur Pause lag RWO mit 2:0 in Front und spielte zudem noch mit einem Mann mehr (Rot Mattuschka, 44.), ehe Terranova mit seinem zweiten Treffer des Tages dann die letzten Zweifel beseitigte (68.) – Union blieb wie die Fortuna auf der Strecke, und RWO, gerade erst aus der zweiten in die vierte Klasse durchgereicht, vollbrachte das seltene Kunststück des direkten Durchmarschs. Nur ein paar Ränge tiefer ging es derweil um Existenzen. Kickers Emden machte sich in Wolfsburg nicht gerade unsterblich, erzitterte sich aber den letzten noch nötigen Punkt (0:0), um Rang neun zu verteidigen, wodurch Magdeburgs Sieg (2:1 in Wuppertal) nichts mehr nützte; ein Jahr nach dem Fast-Aufstieg stürzte der FCM in die Viertklassigkeit. Noch schlimmer aber erwischte es RWE, den Absteiger und gar Topfavoriten der Saison. Gegen Kellerkind Lübeck musste das Kulm-Team nur noch gewinnen, um die Aufholjagd der letzten Wochen zu krönen, versiebte aber allerbeste Chancen und fiel mit einem späten 0:1 (Müller, 88.) tatsächlich noch durch den Rost. Kaum fassen konnte sein Glück so Eintracht Braunschweig, das vor über 20.000 Zuschauern mit Ach und Krach den BVB schlug (2:0) und auf den letzten Metern nun doch sein Saison-Mindestziel erreichte. Kein einziges Mal hatte der Altmeister zuvor unter den ersten Zehn rangiert.

Regionalliga Süd
Nur ein Ticket war für die neue dritte Liga noch zu vergeben, ausgespielt in einem einzigen Fernduell. Die besten Karten hatte vor dem Spiel der SSV Reutlingen, doch trat der ausgerechnet in Siegen an, das selbst noch nicht ganz aus dem Rennen war. Am Ende gab es keinen Gewinner. Die Sportfreunde siegten zwar durch ein kurioses Unger-Tor mit 2:1 (79.) und setzten die Elf von Peter Starzmann damit schachmatt. Um selbst auf Platz zehn zu springen, war der Erfolg aber erheblich zu dünn und damit nur ein Steigbügel für die Stuttgarter Kickers, deren 2:0 in Elversberg zum Sprung über den Balken genügte. Trainer Stefan Minkwitz: „Das ist der schönste Tag, seit ich Trainer bei den Kickers bin.“ Auch um den Aufstieg zankten sich vor dem Spieltag drei Vereine. Erstens aber verlor der Herausforderer Sandhausen beim VfB Stuttgart klar (0:4), zweitens gab sich keiner der ersten Beiden eine Blöße. Ingolstadt gewann überlegt gegen Unterhaching mit 2:0 und schaffte erstmals überhaupt den Aufstieg in Liga zwei. Gar noch größer aber war der Triumph des FSV Frankfurt, der im Winter noch auf Rang sieben gestanden hatte und seine grandiose Rückserie nun mit einem Sieg in Regensburg, dem elften Auswärtserfolg der Saison, optimierte. Hillebrand (51.) und Weißenfeldt (89.) schossen beim 2:0 die Tore und bugsierten den FSV damit nach 13 Jahren zurück in die Zweite Liga. Genau wie für RWO im Norden war die dritte Spielklasse für die Hessen damit nur eine Durchgangsstation.

Maik Großmann



In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche.

— Hans Meyer-Fußballspruch des Jahres 2007