„Haben Sie Zeit?“ … für VfB gegen Feyenoord 1998

Es war der größte Erfolg für Winfried „Winnie“ Schäfer (75) als Trainer des VfB Stuttgart. Am 29. September 1998 triumphierte der beim VfB nie gut gelittene Ex-Karlsruhe-Coach mit den Schwaben im UEFA-Pokal bei Feyenoord Rotterdam mit 3:0. Und das nach 1:3 im Hinspiel und einem gewagten Spruch von Feyenoord-Coach Leo Beenhakker.
Leo Beenhakker starb am 10. April 2025 im Alter von 82 Jahren in Rotterdam.
Der ehemalige Bondscoach der Niederlande brachte nach der 3:1-Gala-Vorstellung von Feyenoord Rotterdam am 15. September 1998 in Stuttgart einen Spruch, der nicht überall gut ankam und der ihm im Rückspiel um die Ohren fliegen sollte.
VfB Stuttgart gegen Feyenoord: Ein (zu) frecher Spruch
„Haben Sie eine Stunde Zeit?“ – So beantwortete Beenhakker, wohl im Überschwang des sicher geglaubten Weiterkommens, auf der anschließenden Pressekonferenz die Frage, wie dem deutschen Fußball zu helfen sei.
1998 lag der deutsche Fußball in der Tat am Boden.
Das „Aus“ im WM-Viertelfinale gegen Kroatien (0:3) war ein Stimmungskiller.
Nach dem Rücktritt von Bundestrainer Berti Vogts (78 / „Es waren die besten Spieler dabei, ja.“), Teamkollege von Winnie Schäfer bei Borussia Mönchengladbach in den goldenen 1970er-Jahren übrigens, wurde die Suche nach einem Nachfolger beim DFB zur Lachnummer. Das aber nur nebenbei.
Dazu passte, dass sich der VfB Stuttgart und sein mächtiger Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder („MV“ / † 2015) nach dem verlorenen Europapokalfinale gegen den FC Chelsea (0:1) in Stockholm 1998 gegen ein Weitermachen mit Joachim Löw und für ein Engagement von Winfried Schäfer entschieden.
„Gerhard Mayer-Vorfelder war ein Entscheider“, sagt VfB-Idol Hans Peter „Hansi“ Müller (68) in der sehenswerten ARD-Doku-Reihe Rise & Fall.
Stimmt. Aber: Ausgerechnet den Ex-Trainer vom Erzrivalen Karlsruher SC zu verpflichten, war rückblickend so ziemlich die schlechteste Idee, die „MV“ in seiner Zeit als Stuttgart-Boss hatte.
Das konnte nicht gut gehen.
Aber an diesem Abend zog „Wild Winnie“ mit dem VfB im Stadion „De Kuip“ von Rotterdam alle Register.
Eine magische deutsche Europapokalnacht.
„Wir wussten schon vorher, dass die Zeit der Deutschen vorbei ist!“
Mit dem Rücken zur Wand und durch die Sprüche des Leo Beenhakker („Wir wussten schon vorher, dass die Zeit der Deutschen vorbei ist!“) sicher zusätzlich motiviert, trumpfte der VfB Stuttgart bei Feyenoord Rotterdam auf.
Unser Redakteur hat diese Partie damals begleitet.
Kristijan Djordjevic (70.) und die VfB-Granden Krassimir Balakow (35.) und Fredi Bobic (90.) schossen den Bundesligisten im „De Kuip“ zu 3:0-Sieg – und in die zweite Runde.
Das entscheidende 0:3 legte der damals 25-jährige Alexander Blessin, inzwischen Coach beim FC St. Pauli, für Fredi Bobic vor.
„Winnie“ Schäfer beim VfB: Zehn aus 26
Es war neben dem 2:1 zum Bundesliga-Saisonstart gegen den BVB die einzige Sternstunde des VfB Stuttgart unter der Regie von „Winnie“ Schäfer.
- Der Trainerfuchs, 2002 Afrika-Cup-Sieger mit Kamerun, hatte in Rotterdam von 3-4-1-2 auf 3-4-2-1 umgestellt und damit Feyenoord überrumpelt.
- Während Leo Beenhakker Feyenoord noch bis zum 10. April 2000 coachte, war für den in VfB-Fankreisen von Anfang an unbeliebten Winfried Schäfer am 1. Dezember 1998 und in Stuttgart Schluss.
- Von 26 Pflichtspielen gewannen die Stuttgarter mit Schäfer nur zehn – bei zehn Niederlagen.




