Gerüchte, wonach der Pokal eigene Gesetze hätte, erhärteten sich in dieser Runde nicht. In drei Erstligaduellen setzte sich wenig überraschend jeweils die Heimmannschaft durch, wobei Nürnberg nicht nur das Elfmeterschießen, sondern auch zwei Torhüter benötigte (siehe Interview). Mit einem lockeren Sieg beim letzten Zweitligisten Offenbach blieb auch die Frankfurter Eintracht im Rennen. Zum zweiten Mal am Stück könnte sie nun im UEFA-Cup starten.
Genau das hatte Frankfurt gebraucht: Einen glück- und talentloseren Zweitligisten, dem mit etwas Konzentration leicht das Selbstvertrauen auszusaugen war. Spannend war das ehrwürdige Hessen-Derby somit nie. Der OFC spielte tapfer, aber in der Offensive viel zu mutlos, während der Nachbar aus Frankfurt eine frühe Führung nutzte, um wieder zu sich selbst zu finden. Fink war der Torschütze nach zehn Minuten. Mit dem OFC richtete der Rückstand an, was er den Gästen vermutlich auch angetan hätte. Der gestiegene Druck führte zu Abspielfehlern; die Zweikampfwerte sanken und eröffneten Frankfurt die Kontrolle über das Spiel. Offenbach fand zu keiner Zeit ins selbige zurück. Ideen für die Entwicklung von Torchancen versandeten meist schon an der Mittellinie, weil die Eintracht souverän die Räume eng machte und ihrerseits die Gastgeber gut beschäftigte. Toppmöllers Halbchancen (31./56.) blieben die einzigen gefährlichen Aktionen des Zweitligisten. Wie zu erwarten fiel dann bald die Vorentscheidung. Ein langer Ball von Ochs senkte sich an den linken Rand des Strafraums, wo Takahara punktgenau Stellung bezog und traumhaft schön per Seitfallzieher ins lange Eck traf (61.). Der Zwischenstand entsprach dem Spielverlauf, denn Offenbach spielte bieder und mutlos, war aber kämpferisch immer gegenwärtig. Ein Konter über Meier und Takahara änderte den Spielstand trotzdem noch ein drittes Mal (72.), doch zu dieser Zeit war die Platzelf schon nicht mehr ernst zu nehmen.
Noch etwas würdeloser verabschiedete sich Alemannia Aachen aus dem Wettbewerb. Das Team von Michael Frontzeck, das in der letzten Runde immerhin die Bayern eliminiert hatte, erspielte sich in Wolfsburg gerade eine taugliche Torchance; Lehmann scheiterte mit einem harten Schuss an Simon Jentzsch (72.). Durch Treffer von Klimowicz (12.) und dem starken Marcelinho (25.) erreichte Wolfsburg mühelos zum dritten Mal in seiner Geschichte das Halbfinale. Enttäuschend auf VfL-Seite war einzig das Publikum, denn nicht einmal 15.000 Menschen wollten dieses Viertelfinalspiel sehen. Ins easy-Credit-Stadion dagegen waren doppelt so viele Fußballfreunde geströmt, doch sie mussten erst das komplette Spiel abwarten, bis endlich Tore fielen. Von den wenigen guten Möglichkeiten vergab Nürnberg in der regulären Spielzeit mehr als Hannover, wobei die Gäste die kurioseste Szene für sich verbuchten. Einen Einwurf in der 114. Minute beförderte Hanno Balitsch wie einst Uwe Reinders direkt ins Tor, nur dass im Unterschied zu damals kein Spieler das Leder noch berührte und der Treffer daher nicht zählen durfte. Für das Elfmeterschießen traf Trainerfuchs Hans Meyer dann eine ungewöhnliche Entscheidung und stellte Ersatzkeeper Klewer ins Tor. Wie schon im Achtelfinale gegen Unterhaching gewann dieser dann das Spiel und brachte den „Club“ erstmals seit 25 Jahren wieder ins Halbfinale. Der letzte Teilnehmer wurde schließlich in Stuttgart ermittelt, wo der VfB wie schon fünf Tage zuvor die Berliner Hertha zu Gast hatte. Im Unterschied zum torlosen Ligaspiel mauerten sich die Gäste diesmal nicht bedingungslos ein, sondern versuchten etwas mitzuspielen. Die Strafe waren zwei billige Gegentore durch Cacau (38.) und Hitzlsperger (77.), die Stuttgarts Sieg äußerst mühelos erscheinen ließen. Während die Schwaben damit nach sechs Jahren wieder unter die letzten Vier kamen, zerplatzte für die Hertha abermals der Traum vom Finale im eigenen Wohnzimmer.
Maik Großmann
Wir haben einige Kandidaten in dem Kreis der Kandidaten.
— 96-Boss Martin Kind zur Frage, wer Nachfolger von Hannover-Coach Ralf Rangnick wird.