Kurz gezuckt - und schon verloren

von Günther Jakobsen10:02 Uhr | 15.02.2013

Das Aufeinandertreffen von Bayer Leverkusen und Benfica Lissabon war von Taktik und zwei guten Defensivreihen geprägt. Als sich die Werkself in der zweiten Halbzeit mehr nach vorne wagte, erzielte Benfica nach einem Konter den Siegtreffer.

Auch diesmal erhielten bei den Leverkusenern in der Europa League Spieler aus der zweiten Reihe, wie die beiden Außenverteidiger Hosogai und Kadlec sowie der defensive Mittelfeldspieler Hegeler, eine Bewährungschance in der Startelf. Aber die Werkself hatte im Laufe dieser Europapokal-Saison schon häufiger rotiert. Nicht nur die nominelle Aufstellung auf dem Papier, sondern auch die taktische Marschrichtung auf dem Platz zeugte vom Respekt der Rheinländer vor ihrem Gegner. Der gefühlte Rekordvizemeister Deutschlands agierte zurückhaltender als in der Liga, wollte den portugiesischen Rekordmeister das Spiel machen lassen und selbst auf Konter lauern. Das Problem war nur, dass die Gäste scheinbar dasselbe vorhatten. Beide Abwehrreihen standen sicher. Beide Mannschaften scheuten in der ersten Halbzeit das Risiko. Torgefährlich wurde es zunächst vor allem dann, wenn eine der beiden Defensivreihen zu weit aufgerückt war, oder nach langen Bällen. Benfica zeigte den etwas gefälligeren Fußball und besaß auch die besseren Chancen. Nach einem Sololauf durch die Bayer-Abwehr wurde Johns Schuss von Schwaab abgeblockt (13.). Nach einem Konter tauchte Urretavizcaya alleine vor dem Leverkusener Torwart Leno auf, gab aber keinen platzierten Schuss ab (15.). Und Garays Distanzversuch strich über die Querlatte (25.). Auf Leverkusener Seite gab es in der ersten Halbzeit lediglich eine verunglückte Direktabnahme von Castro als beste Torchance zu verzeichnen (21.). Noch vor der Pause mussten die Iberer verletzungsbedingt André Gomes auswechseln (41.).

Dessen Namensvetter Schürrle blieb bei den Gastgebern nach der Pause in der Kabine. Auch ohne ihren Nationalspieler und Leistungsträger wagten sich die Pharmastädter in der zweiten Halbzeit mehr nach vorne und übernahmen das Kommando. Benfica lauerte nur noch auf Konter. Dennoch taten sich die Leverkusener erst einmal schwer, Tormöglichkeiten herauszuspielen. Nach genau einer Stunde und einer Ecke bot sich Kadlec die große Chance zum Führungstreffer. Frei vor dem Tor kam die Kugel von einem gegnerischen Abwehrbein abgeprallt zum tschechischen Außenverteidiger, der jedoch zu lange mit dem Abschluss zögerte, so dass Benfica den Angriff auf Kosten eines weiteren Eckballs klären konnte. Nach der Standardsituation fiel zwar der Führungstreffer - allerdings für den Gast aus Portugal, der die rausgerückten Leverkusener auskonterte. André Almeida passte zu Cardozo, einem Strafraumstürmer alten Kalibers wie Roy Makaay. Der paraguayische Angreifer ließ Schwaab aussteigen und lupfte den Ball an Leno vorbei ins Tor (61.). Nach dem Rückstand gelang es der Werkself jedoch plötzlich, Torgefahr zu entwickeln. Nach einer Freistoßflanke flog Hegelers Kopfball über den Querbalken (64.). Im Anschluss an einen von Benfica-Schlussmann Artur Moraes zunächst abgewehrten Hegeler-Freistoß köpfte Lars Bender den Abpraller aufs Tordach (72.). Der brasilianische Torwart erwies sich auch bei den Möglichkeiten von Rolfes (65.), Hegeler (68.) und Milik (76.) als Hindernis. Der portugiesische Rekordmeister hatte in der Schlussphase vor allem in der Defensive zu tun und konnte lediglich selten für Entlastung sorgen, aber blieb bei seinen Kontern gefährlich. John tauchte zweimal alleine vor dem gegnerischen Gehäuse auf, setzte jedoch seinen Lupfer aufs Tordach (70.) und hatte zwölf Zeigerumdrehungen später Pech, dass Leno vor dem Niederländer an die Kugel kam. Es hätte also noch schlimmer für Leverkusen kommen können, allerdings auch besser. In den letzten Zügen der dreiminütigen Nachspielzeit hatte Sam Artur Moraes schon überwunden, aber Melgarejo konnte den Heber des Deutsch-Nigerianers noch vor der Torlinie wegköpfen.

Senthuran Sivananda



Je länger du auswärts verlierst, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass du mal gewinnst.

— Jörg Stiel