DFB-Team

Teamanalyse Kamerun

von Günther Jakobsen12:33 Uhr | 10.06.2002

Ohne Gegentreffer wurden die ‚Unzähmbaren Löwen’ Afrikameister. Somit hat sich die Verpflichtung Winfried Schäfers zum Nationalcoach schon ausgezahlt. Bei der WM lief für die Kameruner allerdings nicht alles nach Plan. Das Gruppen(End)spiel gegen Deutschland muss zeigen, ob Schäfers Lektion nachhaltig verinnerlicht wurde.

Der Torwart
Alioum Boukar, der ‚Phanter’, hütete schon bei den Afrika-Cups 2000 und 2002 das Kameruner Gehäuse. Der 31-Jährige zählt zu den sachlichen Vertretern seiner Zunft, ohne spektakuläre Flug-Akrobatik oder andere Mätzchen. Die Stärken des seit 1996 beim türkischen Erstligisten Samsunspor unter Vertrag stehenden Keepers sind eher auf der Linie zu finden. Ohne Ausreisser im Positiven wie im Negativen.

Die Abwehr
Disziplin - diese Tugend im Kader der ‚Unzähmbaren Löwen’ zu etablieren, ist Grund für Winfried Schäfers Berufung zum ‚Löwenbändiger’. Besonders in der Abwehr ist Disziplin unverzichtbar. Linksverteidiger Bill Tchato (Montpellier), der zentral spielende Raymond Kalla (Extremadura, künftig VfL Bochum) und auf Rechtsaußen Rigobert Song (1. FC Köln) haben die Erwartungen ihres Trainers erfüllt und stellen ein zuverlässiges Abwehrbollwerk dar. Der hochgewachsene Kalla sorgt für Lufthoheit im Kameruner Strafraum und die schnellen Tchato und Song räumen am Boden alles ab. Unter Dauerdruck gesetzt, gerät die Verteidigung allerdings ‚ins Schwimmen’, wie die Iren in der zweiten Halbzeit des ersten Kameruner WM-Spiels bewiesen haben.

Das Mittelfeld
Im dichtgestaffelten Mittelfeld Kameruns nimmt Marc-Vivien Foe (Lyon) die Rolle des zentralen Spielgestalters ein. Wome (Bologna) und Geremi (Real Madrid) sichern nach hinten ab, während Lauren (Arsenal) über Rechts und Olembe (Marseille)über die linke Seite offensiv ausgerichtet sind. Dieser Mannschaftsteil ist äußerst flexibel und alle Akteure schalten sich häufig mit ins Angriffsspiel ein.

Der Angriff
Die beiden Spitzen Samuel Eto’o (Mallorca) und Patrick Mboma (Sunderland) sind in der Lage, jede Abwehr auszuhebeln und ein Spiel zu entscheiden. Schnell, dribbelstark und sicher im Abschluss, sind bei den Stürmern kaum Schwächen, bestenfalls bei Eto’o im Kopfballspiel, auszumachen. Der 21-Jährige kommt mehr über die rechte Seite, ist ein spielender Mittelstürmer, während Mboma eher dem Begriff des Strafraumstürmers gerecht wird. Dank ihrer aussergewöhnlichen Fähigkeiten der stärkste Mannschaftsteil.

Fazit
Kommt der ‚Afrika-Express’ Kamerun ins Rollen, sind die ‚Unzähmbaren Löwen’ nur schwer zu stoppen. Die Kameruner können sich am eigenen Spiel berauschen. Wie die Partien gegen Irland und Saudi-Arabien gezeigt haben, können der Spielfreude und Spielkunst der Afrikaner aber durchaus Grenzen gesetzt werden. Geraten sie in die Defensive, machen sie Fehler. Gegen Kamerun auf Konter zu spielen, wäre aus deutscher Sicht die falsche Taktik.



Wenn wir Deutschen tanzen, und nebenan tanzen Brasilianer, dann sieht das bei uns eben aus wie bei Kühlschränken.

— Berti Vogts