Die 2:4-Heimniederlage in der Europa League gegen Fenerbahce Istanbul verschärfte die sportliche Talfahrt bei Borussia Mönchengladbach. Sieben Minuten lang erinnerten die Borussen mit ihrem Auftritt an die glorreiche vergangene Saison. Doch nach dem ersten Gegentreffer begannen sie einzubrechen.
Schon in der Anfangsphase hatten die Gladbacher Schwierigkeiten, in die Partie zu finden. Der frühe Führungstreffer durch de Jong spielte den Borussen aber erst einmal in die Karten. Nach einer Flanke des Aushilfsrechtsverteidigers Nordtveit hatte der niederländische Angreifer mit dem Rücken zum Tor eingeköpft (18.). Gegen die Türken, die nun mehr nach vorne riskieren mussten, kamen die Fohlen mit Steilpässen in die Spitze zu Kontergelegenheiten. Erinnerungen an die gute, alte Zeit, also an die vergangene Saison, wurden wach. Doch Xhaka und Ring waren kein Reus, und es dauerte nur sieben Minuten, bis Fenerbahce die Gladbacher Führung wieder egalisierte. Nach einem unnötigen Foul von Ring zirkelte Cristian einen Freistoß aus knapp zwanzig Metern unter die Latte. Der Ausgleichstreffer sorgte für das zweite Déjà-vu bei den Gladbachern. Wie schon im ersten Europapokal-Heimspiel dieser Saison, in der Champions-League-Qualifikation gegen Dynamo Kiew (1:3), verloren die Borussen nach dem ersten Gegentreffer den Faden. Ausgerechnet als die Mönchengladbacher ihn wiedergefunden hatten, kassierten sie das zweite Gegentor. Nach einem kurz ausgeführten Freistoß knallte Raul Meireles den Ball aus knapp 30 Metern ins linke untere Toreck (40.). Danach war die Borussia völlig von der Rolle und konnte von Glück reden, dass sie ohne einen weiteren Gegentreffer in die Halbzeitpause gehen durfte.
Nach dem Wiederbeginn präsentierten sich die Niederrheiner zumindest bemüht, banden Fenerbahce in der Defensive und provozierten gegnerische Abwehrfehler. Doch wie schon so oft in der bisherigen Saison leisteten sich die Borussen zu viele unsaubere Abspiele. Aber die Istanbuler sorgten in der zweiten Halbzeit für zu wenig Entlastung und hätten sich über den Ausgleichstreffer nicht beschweren dürfen. Nachdem de Jong die Kugel zu Arango durchgelassen hatte, scheiterte der Venezolaner frei vor dem gegnerischen Tor am türkischen Nationalkeeper Volkan Demirel (59.). Drei Minuten später stellte Borussia-Trainer Favre mit der Hereinnahme de Camargos vom 4-2-3-1 aufs 4-4-2-System um. Und der eingewechselte Stürmer hätte fast mit seinem ersten Ballkontakt für den Ausgleich gesorgt, aber Gökhan Gönül könnte mit Mühe und Not den Schuss des belgischen Nationalspielers vor der Linie klären (63.). Mit einem ihrer wenigen Ausflüge in die gegnerische Hälfte im zweiten Abschnitt gelang den Gästen das 3:1. Nach einer Flanke von Caner Erkin von der linken Seite brauchte in der Mitte der ehemalige Liverpool-Stürmer Kuyt nur noch seinen Fuß hinzuhalten (71.). Das Spiel schien entschieden. Doch lediglich drei Minuten später gab es eine Kopie des dritten Istanbuler Treffers auf der Gegenseite zu bestaunen. Auch der Angriff, der zum Anschlusstreffer für die Elf vom Niederrhein führte, lief über die linke Seite. Arango war der Flankengeber, und de Camargo der Vollstrecker. Mit Caner Erkin ging dann zwar sein Temperament durch - Fenerbahces Linksaußen war nach seinem Nachtreten gegen Nordtveit mit der Gelben Karte noch gut bedient (76.). Aber ansonsten behielten die Gäste aus der Türkei in der Schlussphase die Nerven. Nach einem unnötigen Ballverlust von Arango im Mittelfeld konterte Fener, und Cristian sorgte mit dem 4:2 für die endgültige Entscheidung (87.). Vier Gegentore erinnerten fast schon an die 0:5-Niederlage im vergangenen Ligaspiel gegen die andere Borussia aus Dortmund - schon wieder ein Déjà-vu.
Senthuran Sivananda
Je länger du auswärts verlierst, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass du mal gewinnst.
— Jörg Stiel