
Zu spät: Joshua Kennedy fand im letzten Saisonspiel seinen Torriecher wieder
Zu spät: Joshua Kennedy fand im letzten Saisonspiel seinen Torriecher wieder
Der KSC brauchte für seinen letzten Strohhalm zumindest ein Remis, Hertha einen Sieg für den Einzug in die Champions League. Heraus kam ein erstaunlich einseitiges Match, in dem die Berliner ihr großes Ziel völlig vergaßen und gleich mit 0:4 unter die Räder kamen. Auch der höchste Sieg der Saison aber half Karlsruhe nicht aus der Klemme. Nach zwei Jahren Oberhaus mussten die Badener gehen.
Schon vor vier Jahren hatte die Alte Dame am letzten Spieltag die Königsklasse verzockt. Diesmal nun schien es, als hätte sie daraus gelernt: Cicero (5.), Ebert (10.) und Pantelic (7./16.) brannten für Hertha-Verhältnisse direkt ein Offensivfeuerwerk ab, vergaben ihre mittelkarätigen Chancen allerdings sorglos. Eine gute halbe Stunde lang hielt der Gast alle Hebel in der Hand. Der KSC wirkte ängstlich und scheiterte mit seinen wenigen guten Ideen an der stabilen Berliner Abwehr. Dann aber plötzlich stand Stindl frei vor Drobny und vergab direkt die beste Gelegenheit des Spiels, als er zu unplatziert abschloss (31.). Nun wurde plötzlich alles anders. Ein weit ungefährlicherer Angriff verhalf der Heimelf zwei Minuten später zum 1:0, als Freis verblüffend einfach aus der Mitte eine Flanke verwertete. Noch vor der Pause konnte Franz dann sogar erhöhen. Diesmal war es ein simpler Eckstoß, den die Hertha verschlief und den der KSC-Kapitän nutzte, um per Kopf zum noch immer überraschenden Halbzeitstand zu vollenden (40.). Da Cottbus in diesem Moment noch nicht führte, hatten die Badener ernsthafte Hoffnungen, tatsächlich noch den Abstieg zu vermeiden.
Von dieser Kraft beseelt spielte die Becker-Elf auch weiter. Woran die Berliner hingegen glauben, blieb bis zum Schlusspfiff ein Rätsel. Wer sah, wie hilflos die Gäste schließlich untergingen, der konnte nicht fassen, dass sie zuletzt sechs Mal nicht geschlagen worden waren, geschweige denn um ihre seltene Chance um die Teilnahme an der Champions League spielten. Mit der Einwechslung Voronins wurden die Hauptstädter zunächst offensiver. Nachdem Kacar aber die Möglichkeit zum Anschluss verschleudert hatte (52.), wurde aus einer blutleeren Pleite noch ein schlimmes Debakel. Fast schon demütigend, dass der glücklose Kennedy, der bislang kein einziges Saisontor erzielt hatte, gegen die sich auflösende Hertha-Abwehr gleich doppelt traf (62./72.). Am Ende aber durfte ohnehin Jeder, und so hatte die Favre-Elf es allein ihrem Torwart zu danken, dass sie nicht ein halbes Dutzend kassierte. Eichner (67.) und erneut Kennedy (71.) kamen an Drobny nicht vorbei, außerdem traf Langkamp noch per Kopf an den Pfosten. Die Ironie der Geschichte: Auch mit dem höchsten Sieg der Saison konnte der KSC nicht reparieren, was er zuvor kaputt gemacht hatte und stieg mit wehenden Fahnen schließlich erwartungsgemäß ab. Hertha BSC wiederum hatte aus eigener Kraft Dritter werden können, brachte sich mit einer völlig unverständlichen Leistung allerdings um den Lohn für eine bis hierhin famose Saison. Ganz genau wie 2005.
Maik Großmann